Ein kurviges Vergnügen von Nizza nach Menton
Diese Straße ist berühmt! Auf Teilen der D2566 fuhren schon Grace Kelly und Cary Grant in dem Kultfilm “Über den Dächern von Nizza”. Das kurvige Bergstraßen-Vergnügen von Nizza nach Menton wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir verabschieden uns also von unserer Camping Katze, die übrigens den Hocker von Fritz Berger zum Lieblingsplatz auserkoren hat, und starten vom Campingplatz in Villeneuve-Loubet in Richtung Nizza. Von dort folgen wir den Wegweisern nach Sospel.
Zick-Zack Bergstraße mit dem wendigen Ducato
Schon bald schrauben wir uns im Zickzack-Kurs den Berg hinauf. Eine Kehre folgt auf die andere. Und mal wieder bin ich megahappy, den kleinen und wendigen Ducato zu steuern. Seine 150 PS machen auch dieses Sträßlein zum Vergnügen. Vor allem, weil uns fast keiner begegnet. So genießen wir die Ausblicke in grüne Berglandschaft und nur der eine oder andere Wanderer kreuzt unseren Weg. Denn die Strecke liegt an einigen französischen Weitwanderrouten, die hier zusammentreffen. Am späten Vormittag treffen wir in Sospel ein, einem kleinen, mittelalterlichen Ort in der Provence Alpes Cote d’Azur.
Das nette Bergdörfchen Sospel
Wir parken etwas außerhalb auf einem öffentlichen (kostenlosen) Parkplatz. Gleich nebenan findet sich mal wieder ein Rapunzelturm. Nicht ganz so märchenhaft wie der in Levico am Lago di Levico, aber dennoch eindeutig ein Rapunzelturm. Die Gemeinde Sospel hat angeblich rund 3.700 Einwohner. Auf den Plätzen und Straßen scheint es aber so, als ob hier jeder jeden kennt. Überall wird getratscht, Kaffee getrunken oder gemeinsam über den Markt gebummelt, der hier gerade seine Stände aufgebaut hat. Ein grandioser Käsestand mit Wagenrädern der unterschiedlichsten Käsesorten von fein-mild bis herzhaft-würzig verführt uns. Noch zwei Wochen später genieße ich die letzten Stückchen dieser aromatischen Köstlichkeiten.
Wir bummeln weiter ins Ortszentrum, vorbei an kleinen Boulangerien, denen wir nicht widerstehen können. Heute gibt es ein Oliven-Focacchia statt den üblichen Croissants. Zwischen den grün dekorierten alten Häusern mit bunten Fensterläden lassen wir uns auf einen Kaffee nieder. Mit unserem kreativen Schulfranzösisch und Händen und Füßen kommen wir sofort mit dem Barbesitzer ins Gespräch. Er will genau wissen, woher wir kommen und wie es uns hier gefällt. Nach dem Kaffee müsst ihr unbedingt die Kirche von Sospel besuchen, trägt er uns auf.
So lenken wir unsere Schritte auf den Place Saint-Nicolas, der auf der einen Seite von der hübschen Kirchenfassade und auf den anderen Seiten von adretten, bunten Häusern gesäumt wird. Auch im Inneren ist die Kirche wirklich entzückend. Eine Mischung unterschiedlicher Stilrichtungen, aber dennoch sehr persönlich, freundlich und inspirierend. An der exponierten Madonna-Figur zünden wir ein Kerzlein an. Für alle, die bei uns sind, bei uns waren und uns noch begegnen werden. Von Saint-Michel aus gehen wir an der Hauptstraße entlang bis zur Brücke über die Bevera, die aus dem 11. Jahrhundert stammt. In der Mitte thront ein Zollhaus-Turm und wenn man ihn durchschreitet, eröffnet sich ein weiterer einladender Innenhof, in dem ein kleines Restaurant angesiedelt ist.
Kurvenreich hinunter zum Meer
Zurück beim Ducato laden wir unsere kulinarischen Schätze ein und folgen der windigen Straße bis hinunter kurz vor Menton. Das sieht von der Ferne auch sehr schön aus, beim nächsten Besuch muss das auf die Checkliste. Wir verlassen Frankreich und erreichen einige Zeit später Sanremo. Der Wohnmobilparkplatz ist etwas außerhalb, so dass wir uns ganz ordentlich die Füße vertreten müssen, bis wir in der Innenstadt angekommen sind.
Viva Italia! Der Kaffee kostet wieder 1 Euro 50 und die vertrauten Läden finden sich in der Fußgängerzone. Leider sind auch hier – wie in ganz Italien – viele wunderschöne, alte Gebäude kurz vor dem Verfall, oder auch schon drüber. Ein wohl einst grandioses Hotel ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Da blutet mir jedes Mal ein bisschen das Herz. Dieses wunderschöne Land hat soviel Geschichte zu erzählen und doch nagt der Zahn der Zeit so offensichtlich. Am gepflegten Beachboulevard entlang kehren wir zum Bus zurück und nehmen uns die letzten rund 200 km Richtung Cinque Terre vor.
Die pittoresken Eindrücke von unserer Wanderung von Levante bis nach Manarola seht Ihr dann im nächsten Blog-Post. Schön war’s in Frankreich – ganz anders, als gedacht. Nett und freundlich wurden wir aufgenommen, trotz unserer miserablen Französischkenntnisse. Das Essen war traumhaft, die Campingplätze sehr ansprechend und darum sage ich voller Überzeugung “Au Revoir!”.