Fischerdörfer und Karibik-Feeling im Norden Sardiniens
Gleich nachdem die Corona Ampel auf Sardinien Ende Mai auf grün schaltet, treffe ich mit Wohnmobil und Roller im Norden der wunderschönen Insel ein. Von meiner Station am Camping Laguna Blu bei Alghero erkunde ich gleich am ersten Tag die Grotte di Nettuno. Am zweiten Tag lenken wir den Roller an den nördlichsten Zipfel. Rund um Stintino und das Capo del Falcone erwarten uns Fischerdörfer und Karibik-Feeling im Norden Sardiniens.
Ausflug zum berühmten Spiaggia Pelosa
Es ist sehr ruhig am Camping Laguna Blu. Wir wachen mit Blick auf die Lagune auf – die Stellplätze um uns rum sind immer noch leer. Unser Ziel ist heute das Fischerdorf Stintino und die nördlichste Spitze von Sardinen, das Capo del Falcone. Über die Landstraße geht es mit dem Roller erst Mal in Richtung Porto Torres und dann auf einer kleineren Nebenstraße Richtung Stintino. Verfahren kann man sich hier nicht. Denn es gibt nur diesen einen öffentlichen Weg. Nach rund 50 km passieren wir Stintino und fahren bis zum Ende der Straße am Capo del Falcone.
Es ist Wochenende und ordentlich was los. Welch Glück, dass wir mit dem Roller kein Parkplatz Problem haben, denn so ziemlich jede Bucht ist bereits besetzt. Als wir das erste Mal den Spiaggia Pelosa von oben erblicken raubt es uns fast den Atem. Kein Wunder, dass dies eine beliebte Location für Fotoaufnahmen ist. Weißer Sand verläuft flach in das Meer, das in den verschiedensten Türkistönen schimmert. Die vielen Badegäste sehen vom Aussichtspunkt am Capo del Falcone aus wie kleine Ameisen. Und es ist noch nicht Mal Juni!
Auch an den felsigen Hängen des Capo haben sich Sonnenanbeter niedergelassen. Gleich gegenüber liegt die Isola Asinara. Heute Naturschutzgebiet war die Insel 100 Jahre lang eine Hochsicherheitsgefängnis und als das Alcatraz von Italien bekannt. Jetzt sind die Badebuchten idyllisch und nur Relikte der Gemäuer erinnern an die Vergangenheit. Es soll auch wilde, weiße Esel auf der Insel geben. Das wollen wir natürlich sehen und fahren nacht Stintino zurück, wo der Bootstransfer abgeht. Nur leider hat die Saison für die Ausflugsboote noch nicht begonnen. Wir werden auf Mitte Juni vertröstet – schade, da sind wir nicht mehr da. Infos gibt es unter www.parcoasinara.org – leider nicht wirklich user-freundlich. Man muss eines der Schifffahrtsunternehmen anrufen, um Abfahrtszeiten usw. zu erfahren.
Stintino – ein charmanter, bunter Fischerort und das verlassene Argentiera
Da wir nun schon in Stintino sind, bummeln wir entlang der Uferpromenade durch den bunten Ort. Es gibt zahlreiche Fischlokale, die auch alle gut besucht sind. So sieht bei den Italienern ein Sonntag aus! Vormittag am Strand, ausgedehnte Mittagspause mit gutem Essen und dann zum Verdauungsschläfchen zurück zum Strand. Dolce Vita eben. Wir beobachten ein paar listige Möwen, die die Reste auf den Tellern verputzen, wenn der Tisch verwaist ist. „Fliegende Ratten“ sagen die Kalifornier dazu. Stintino liegt auf einer Landzunge, umrahmt von zwei Fischerhäfen.
Nach einem kurzen Blick auf die Karte entscheiden wir uns, die verlassenen Silberminen von Argentiera auf dem Rückweg noch anzusteuern. Es geht also über kurvige Nebensträßchen an Palmadula vorbei zum Capo dell’Argentiera. Wunderschöne und recht einsame Buchten säumen diesen Küstenstreifen im Nordwesten. Als wir schließlich Argentiera erreichen, schwanken wir zwischen fasziniert und deprimiert. Im winzigen Ort dominieren die verfallenen Bauten der alten Silbermine. im 19. Jahrhundert lockte die Spekulationsgier jede Menge Schatzsucher an diesen verlassenen Ort. Eine kleine Ausstellung am zentralen Platz erzählt die Geschichte in Bildern und irgendwie kann man die Enttäuschung immer noch spüren.
Zwei vierbeinige Streuner sitzen geduldig vor den zwei kleinen Restaurants, um Reste abzustauben. Kaum zu glauben, dass hier noch Menschen leben. Die Bucht des ehemaligen Verladehafens säumt ein kleiner Kiesstrand mit glasklarem Wasser. Angeblich ein gutes Tauchrevier, wenn die See ruhig ist.
Die lebhafte Festungsstadt Alghero
Nach den vielen Eindrücken von Fischerdörfern und Karibik-Feeling im Norden Sardiniens treibt es uns zurück. 120 Kilometer zeigt der Roller am Tageszähler als wir am Stadtrand von Alghero eintreffen. Wie immer in Italien finden sich zahlreiche Moto-Parkplätze direkt an der Fußgängerzone. Wir folgen dem abendlichen Strom der Menschen, die durch die schöne Altstadt bummeln. Besonders malerisch wirkt die Skyline von Alghero, wenn man auf der Uferpromenade von Süden aus zurückblickt.
Die dicke Festungsmauer mit den vorgelagerten Felsen und dem blauen Meer. Kirchtürme, Kuppeln und alte Gebäude im warmen, abendlichen Sonnenlicht. Alghero wurde im 14 Jahrhundert von spanischen Truppen nach langer Belagerung eingenommen. Die katalanischen Einflüsse sind noch heute zu spüren. Die Straßenschilder sind oft zweisprachig und auch der Baustil ist spanisch geprägt.
An einem kleinen Platz finden wir eine nette Trattoria. Auf den Nachbartischen entdecken wir eine schwarze Pizza, also ist die Bestellung schnell erledigt. Es ist köstlich. Langsam senkt sich die Dunkelheit über das lebhafte Städtchen. Die Straßenlaternen, die wie Lampions aussehen, flackern und bei uns stellt sich jetzt auch das Dolce Vita Feeling ein. Was für ein schöner Tag voller Eindrücke, Fischerdörfer und Karibik-Feeling im Norden Sardiniens.