Auf schmalen Bergstraßen von Ulcinj zum Skutarisee mit dem Camper
Nach zwei Tagen am Safari Beach Camp in Ulcinj hab ich mein Fahrrad wieder in den Ducato geladen und zusammengepackt. Schön war es hier, aber mich reizt der größte See der Balkanhalbinsel, der zudem ein Naturschutzpark ist. Mit dem Camper auf schmalen Bergstraßen zum Skutarisee in Montenegro. Ob das eine gute Idee ist?
Holperstraßen in Montenegro
Ich verlasse Ulcinj in Richtung Vladimir. Obwohl die Straße als “Bundesstraße” eingezeichnet ist, holpert es mal wieder gewaltig. Überhaupt sind die Straßen in Montenegro wirklich wild. Das Gute daran: Hier wird gebaut, es sollte also besser werden. Der Nachteil: Ich holpere nicht nur durch Schlaglöcher ohne Ende, sondern auch noch durch kilometerlange Schotterpisten, wo gerade eine Straßenerneuerung im Gange ist.
Bis Vladimir, was eigentlich nur 20 Kilometer sind, brauche ich so schon ewig. Dann ist zwar die Baustelle vorbei, dafür biege ich aber auf ein klitzekleines Bergsträßchen ab. Von nun an gehts bergauf. Fast alleine schlängle ich mich hoch bis auf ein Plateau bei Kravari. Darüber bin ich aber gar nicht böse, da Gegenverkehr immer rangieren und zurücksetzen heißt. Die Straße ist kurvig und schmal. Mal wieder bin ich extrem froh, mit meinem Adria Twin Ducato und seinen 150 PS die perfekte vierrädrige Berggemse zu haben. Für längere und breitere Wohnmobile ist diese Tour wirklich nicht zu empfehlen.
Der erste Blick auf den Skutarisee
Endlich erhasche ich den ersten Blick auf den riesigen Skutarisee. Leider etwas dunstig heute. Trotzdem erkenne ich die vielen kleinen Inselchen in Ufernähe. Der See wird ja von der Grenze nach Albanien geteilt. Zwei Drittel liegen auf montenegrischer Seite. Insgesamt ist der See rund 48 Kilometer lang und 14 Kilometer breit.
Kurz hinter der Abzweigung nach Murici nehme ich einen Fahrgast auf. Bogdan soll seinen Chef einige Kilometer weiter treffen. Er arbeitet bei einer Baufirma und kann sich kein Auto leisten. Vier Kilometer ist er schon von seinem Zuhause bis zur Straße gewandert. Ich mache den Beifahrersitz frei und wir unterhalten uns mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Englisch. Hier gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Nur der Schulbus sammelt morgens die Kinder auf und liefert sie am Nachmittag wieder ab.
Fahren wie auf dem Radweg
Nachdem ich Bogdan bei seinem Chef abgesetzt hat und er sich tausend Mal bedankt hat entferne ich mich wieder etwas vom See. Es geht durch ein grünes Hochplateau, da wie eine Alm wirkt. Die Straße wirkt eher wie ein Radweg – ein sehr schlechter Radweg. Mir kommt ein Motorradfahrer auf einer BMW GS entgegen. Mit einer Reiseenduro ist Montenegro sicher wunderschön. Man kann die vielen Staus an der Küste umfahren und hier im Hinterland durch pure Natur kurven.
In Seoca komme ich wieder in Sehne und dann fällt die Straße hinab Richtung Virpazar. Der naturbelassene See glitzert traumhaft. 20 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gibt es ausschließlich hier. Und für die Zugvögel ist der See ein beliebter Überwinterungs- oder Rastplatz. Da muss ich doch gleich wieder an meine Ornithologie besessene Tante Gerda denken und ihr einen Gruß in den Himmel schicken. Sogar einen eigens nach diesem See benannten Frosch gibt es: Den Skutari-Frosch. Musste ich auch erst googeln. Sieht aus wie eine Kröte in klein. Nettes Detail ist der leuchtgrüne Längsstreifen über den Rücken.
Virpazar am Skutarisee
In Virpazar angekommen steht schnell fest, dass es in diesem Dorf keinen Parkplatz für mich gibt. Aber hinter den Zuggleisen sehe ich einen Busparkplatz auf dem ich kostenlos parken darf. Daran werde ich später in der Bucht von Kotor noch denken – dort ist die Parkräuberei ausgebrochen.
Ich schlendere vom Parkplatz in den Ort. Vorbei an zig Ständen, die Bootstouren auf dem See anpreisen. Bei schönem Wetter (ist heute nicht) sicher ein toller Ausflug. Virpazar wird durch einen breiten Schilfgürtel vom See getrennt und leider gibt es auch keine Uferpromenade.
Im Tourismusbüro sucht mir ein netter Mitarbeiter eine Karte des Nationalparks raus. Der beinhaltet die gesamte montenegrische Seite des Sees. Viele Bike- oder Wandertouren sind nicht eingezeichnet. Die meisten wohl noch zwischen Virpazar und Rijeka Crnojevica. Dort gibt es wohl auch einen Campingplatz, der recht nett aussieht. Oder direkt bei Virpazar die Camping-Farm – klingt lustig, werde ich beim nächsten Besuch auf jeden Fall checken.
Am Hauptplatz im Ort sind auch viele Restaurants und Cafés. Nachdem ich schnell noch die, nicht sehenswerte, rekonstruierte Besac Burg über Virpazar besucht habe, lasse ich mich hier zu einem Frühstück nieder. Kaffee und Omelette mit Gemüse für 5 Euro. Und echt köstlich.
Mit dem Camper auf schmalen Bergstraßen zum Skutarisee in Montenegro? Ja, auf jeden Fall, wenn man einen wendigen Kastenwagen hat. Und: Zu diesem See würde ich gerne nochmals zurückkehren. Jetzt gehts aber weiter in Richtung Bucht von Kotor.