Mit dem Wohnmobil im Süden von Montenegro
Am zweiten Tag meiner Tour verlasse ich die Zwischenstation in Primosten und mache mich mit dem Wohnmobil auf in den Süden von Montenegro. Ein letzter Blick auf die sorgfältig auf die Halbinsel platzierten Häuser von Primosten. Ich folge der Küstenstraße eine Weile, bis ich auf die Autobahn wechsle. Hier geht es flott voran, inzwischen bis kurz vor Ploce. Dann heißt es aber wieder zurück auf die Küstenstraße.
Durch Bosnien-Herzegowina bis nach Dubrovnik
Schon bald zeigt mir ein ordentlicher Stau, dass ich auf die Grenze zusteure. Stopp and Go für einige Kilometer. Es wird zwar nur der Ausweis kontrolliert, aber trotzdem entsteht gleich eine ziemlich lange Schlange. Da bin ich doch mal wieder sehr dankbar, dass wir das in Europa größtenteils hinter uns haben. Nach der Grenzkontrolle läuft es eine Weile ganz flott dahin, aber dann taucht schon der Ausreise-Stau auf. Gleiches Spiel. Wieder in Kroatien fließe ich im relativ dichten Verkehr bis nach Dubrovnik, das ich rechts liegen lasse. Kurz dahinter durchquere ich auch Mlini und komme am Camp Kate vorbei. Da werden doch gleich wieder schöne Erinnerungen wach.
Mein erstes Mal in Montenegro
Rund 40 Kilometer später bin ich an der Grenze nach Montenegro. Kein Stau, dafür fragt mich der Grenzbeamte nach meinem Fahrzeugschein und meiner grünen Versicherungskarte. Gott sei Dank hab ich alles parat. Übrigens gibt es auch in Montenegro einige verkehrstechnische Besonderheiten. Zum Beispiel muss man während des Überholens dauernd blinken und zweitens muss man ein Abschleppseil mitführen. Am besten beim ADAC oder ÖAMTC eine (für Mitglieder kostenlose) Infobroschüre holen.
Montenegro begrüßt mich mit Regen. Strömendem Regen. Eigentlich hatte ich ja vor, in Herceq Novi meine erste Station zu machen. Aber das miese Wetter – absolut nicht fototauglich – treibt mich weiter. Fast die ganze Küstenstraße ist auf 50 km begrenzt und es sind unglaublich viele Autos unterwegs. In der Kolonne erreiche ich Lepetane und beschließe, mir die Bucht von Kotor für besseres Wetter aufzuheben. Also biege ich in Kamenari auf die Fähr-Einfahrt ab – wie fast alle anderen Autos auch. Ich habe Glück. Schnell hole ich mir ein Ticket für € 4,50 und rutsche gleich auf die nächste Tour noch drauf. Lustig sieht er aus der eingequetschte Ducato.
In Lepetane verlasse ich – nach nicht Mal 10 Minuten Überfahrt – die Fähre wieder und reihe mich in den (immer noch heftigen) Verkehr ein. Die Fahrt vorbei an Tivat ist nicht wirklich erquickend. Überhaupt kommt mir Montenegro extrem vermüllt und verwahrlost vor. An jeder freien Fläche sind Müllhaufen, Autowracks und Sperrmüll gelagert. Plastikflaschen und -tüten schwirren überall umher. Liegt es am Regen, oder warum kann ich diesem Land vorerst nichts abgewinnen?
Autoschlangen an der Küste Montenegros
Nachdem es eine Weile durch das Landesinnere ging – auch meist mit 50 km Beschränkung – stoße ich kurz vor Budva wieder auf die Küstenstraße. Jetzt wird es so richtig voll. Auto an Auto quält sich durch Budva und ich verkneife mir nicht nur wegen des Regens einen Abstecher in die wohl sehenswerte Altstadt. Es ist einfach viel zu voll! Einige Kilometer hinter Budva erhasche ich einen Blick auf Sveti Stefan. Das sieht aus wie ein kleines Modelleisenbahn-Dorf auf einer Insel. Echt putzig. Mit gefühlten Millionen anderen tuckere ich in meinem Adria Twin vorbei an Bar und komme endlich in Ulcinj an.
Den Safari Beach Campingplatz finde ich auf Anhieb. Es tröpfelt so etwas vor sich hin, aber ich bin eh total erschossen von der Fahrerei. So um die 440 Kilometer und dafür 8,5 Stunden. Wie schön, dass ich freundlich begrüßt werde und mir gleich einen Platz in der ersten Meer-Reihe aussuchen darf. Das entschädigt für vieles!
Beach, Bike und Geschichte im Süden Montenegros
Am nächsten Morgen zeigt sich Petrus von seiner guten Seite. Es hat aufgehört zu regnen und hier und dort blitzt schon blauer Himmel hervor. Am Strand joggen die ersten Fleißigen. Kein Wunder, der ewig lange und breite Sandstrand von Ulcinj ist der einzige in Montenegro. Weil fast Windstille herrscht, lassen sich noch keine Kite-Surfer blicken. Die Gelegenheit nutze ich gleich und erobere den schicken, weißen Baywatch-Turm mit meiner Kaffeetasse.
Und dann heißt es ab aufs Bike. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und folge der Straße in Richtung Ulcinj. Leider gibt es keinen Radweg – das Thema Radfahren scheint in Montenegro noch nicht angekommen zu sein. Da es noch relativ früh ist, hält sich der Verkehr aber in Grenzen. Ich folge den “Centar” Schildern, das versteht ja jeder. In der Stadt orientiere ich mich an den Festungsmauern und trete mit dem Bike bis hinauf. Oben angekommen, leine ich den Drahtesel bei der Kirche an – das sollte doch wirklich sicher sein. Der Friedhof hat, so wie auch in Primosten, 1a-Lage. Mit Meerblick.
Durch das alte Stadttor komme ich gleich zum Museum, in dem die bewegte Stadtgeschichte von Ulcinj erzählt wird. Die Stadt, die wie eine Festung oben über dem Meer thront, wurde illyrisch, griechisch, byzantinisch, türkisch und auch venezianisch erobert, bewohnt und so laufend verändert. Inzwischen ist ein großer Teil der Stari Grad (Altstadt) hübsch renoviert und mit kleinen Restaurants belebt. Mein Bummel durch die engen Kopfsteinpflastergassen bringt mich zu einem Stück Mauer mit dem Schild “Sunset Beach” und einem großen Tor. Die Kette ist nicht verschlossen, also öffne ich das Tor und steige die enge Treppe hinunter. Vor mir liegt ein traumhaftes Cafe auf den Klippen. Leider ist – außer mir – keiner da.
Zurück an der Stadtmauer folge ich ihr bis zu einem netten Platz hoch über der Bucht von Ulcinj, wo ich endlich einen Kaffee mit Ausblick bekomme. In der kleinen Bucht liegen nur ein paar Ruderboote, während eine Segelyacht gerade hinaus aufs Meer gleitet. Ich werfe einen letzten Blick hinauf auf dieses hübsche Ensemble und schlendere dann zu meinem Fahrrad zurück. Danke liebe Himmelsmächte fürs Aufpassen. Am Rückweg kehre ich bei einer Pekara – kenne ich ja von Kroatien – ein und natürlich muss ein Käse-Burek her. Die nette Bedienung gibt mir gleich Sprachunterricht. Ich lerne “Auf Wiedersehen” in montenegrisch und albanisch.
Fischer-Pontillen im Trend im Ada Bojana
Nach einem kurzen Frühstücks-Stopp am Safari Beach Camping reizt mich doch noch ein Ausflug zum viel beschriebenen Ada Bojana. Diese kleine Insel liegt hinter dem Delta des albanisch-montenegrischen Grenzflusses. Da dieser nach der Schneeschmelz im Gebirge wohl recht anschwillt, schwimmen die Fische stromaufwärts. Das machten sich die lokalen Fischer jahrzehntelang zunutze. Heute sind die Pontillen fast alle zu Wochenend-Häuschen umfunktioniert – trotz allem gibt es in den Konobas direkt am Delta immer köstlichen frischen Fisch. Der Strand der Insel wird im Sommer zum größten FKK-Strand Montenegros.
Mich begeistert viel mehr eine Landschildkröte, die in einem Affentempo die Straße überquert. Alle Autos halten brav an. Nur blöde, dass das arme Tierchen am Straßenrand gleich wieder über einige Plastikflaschen klettern muss. Das ist wirklich schlimm hier – auch bei Sonnenschein ändert sich dieser Eindruck leider nicht.
Safari Beach Camp ein Paradies für Kite-Surfer
Mit fiesem Gegenwind trete ich zurück zum Campingplatz. Kurz vorher sehe ich noch eine etwas behäbige Hündin mitten auf der – sehr befahrenen – Bundesstraße. Ich stell mich mit dem Rad quer, um sie sicher auf die andere Seite zu lassen und bekomme dafür nette “Daumen hoch”. Obwohl mir so einige Streuner begegnen scheinen die Menschen doch ein Herz für Tiere zu haben. Auch die offensichtlich herrenlosen Hunde und Katzen sind recht gut genährt. Beim Safari Beach erzählt mir der Rezeptionist, dass das Tierheim in Ulcinj hoffnungslos überfüllt ist.
Inzwischen hat der Wind Fahrt aufgenommen. Endlich kommen die Kite-Surfer auf ihre Kosten. Am Safari Beach Camping stehen ja einige Wohnmobilisten, die nur zu diesem Zweck hier sind. Auf jeden Fall macht es Spaß, den Wellen-Turnern zuzusehen. Später lasse ich den Abend dann noch im schönen Safari Beach Restaurant ausklingen. Morgen gehts weiter mit dem Wohnmobil vom Süden Montenegros in die Berge zum Skutarisee.