Mit Wohnmobil und Motorrädern – ein Ducato Selbstausbau
Die Welt ist bunt! Und die persönlichen Wünsche, Ansprüche und Vorlieben sind es auch. Gott sei Dank. Wäre ja recht eintönig, wenn wir alle immer das Gleiche wollten und womöglich würden wir uns dann sogar darum streiten. Ganz in diesem Sinne gibt es auch bei Reisemobilen eine große Vielfalt. Vom Van über Teilintegrierte bis zum vollintegrierten Luxusmobil. Wer es besonders individuell will, der kann, wenn er kann, selbst Hand anlegen. Und darum geht es heute: Mit Wohnmobil und Motorrädern – ein Ducato Selbstausbau.
Ohne Mopeds geht gar nix
Das ist die Urlaubsdevise von meinen Freunden Steffen und Ricarda, die in meiner fränkischen Heimat Nürnberg zuhause sind. Steffen kenne ich schon seit fast 50 Jahren, huch, wie konnte das passieren. Wir sind uns das erste Mal in der 1. Klasse Gymnasium über den Weg gelaufen. Und seitdem haben wir uns nie aus den Augen verloren. Schon früh hat ihn das Motorrad-Fieber erfasst – so wie mich auch. Im Duett sind wir erst auf einer Yamaha XT 500 (ich) und 600 (er) unterwegs gewesen. Später gibt es Beweisfotos mit Honda Africa Twin (er) und Honda Dominator (ich). Im Gegensatz zu meinem Vagabundenleben ist er unserer Heimatstadt treu geblieben und lebt dort gleich hinter der schönen Burg mit seiner Frau Ricarda. Die zweite Liebe der beiden gilt Italien und Frankreich. Um dort schöne Gegenden, reizvolle Städtchen und schlängelige Bergstraßen zu erkunden gibts nur ein Konzept: In den Urlaub mit Wohnmobil und Motorrädern.
Für diesen Zweck hat Steffen jetzt bereits seinen dritten Ducato zum Reisemobil ausgebaut. Und wie das bei vielen Dingen so ist. Mit jedem Mal wird’s besser! Der neueste Duc, der im Frühling 2017nach knapp drei intensiven Baumonaten fertig geworden ist, hat so einiges zu bieten. Angefangen beim stylischen Außendesign in weiß mit matt-schwarzen Deko-Elementen. Für das leichtere Be- und Entladen sowie besseren Fahrkomfort wurde der 150 PS, 5,96 Meter lange Ducato mit Luftfederung hinten bestellt. Die wird über einen Luftdruckkompressor geregelt. In der niedrigsten Stufe senkt sich so die Ladekante bis zu 12 cm von der höchsten Federungsposition ab. Und auch beim Fahren gleicht das Luftfederungssystem immer in eine waagrechte Fahrzeugposition aus.
Erst mal alles raus!
Um den Ducato Aufbau zu isolieren, notwendige Kabel und Leitungen zu verlegen und ein genaues Konzept für die Ankerpunkte des Innenausbaus zu machen musste erst mal alles raus. Und hinter der Ladeverkleidung tauchten dann die üblichen italienischen Überraschungen auf. Scharfe Blechkanten, nicht oder schlecht isolierte Kabel und von einem ordentlich verlegten Kabelbaum ganz zu schweigen. So manch fränkisches „Allmächt“ kam den beiden da über die Lippen. Aber was solls, Augen auf und durch. Das Konzept war klar. Der Innenausbau richtet sich nach der kostbaren Fracht: den Motorrädern. Auch wenn meist die beiden KTM 690 sm an Bord sind, manchmal fahren auch das Gefährt eines Kumpels oder die 125er Vespa als Cityflitzer mit. Demzufolge musste die Arritierung der Zweiräder möglichst flexibel sein, um verschiedene Längen, Lenkerpositionen usw. zuzulassen.
Dazu sollte es möglich sein, über den Motorrädern für längere Fahrten oder bei miesem Wetter zu schlafen. Eine Grundversorgung mit Wasser, Warmwasser und Strom standen ebenso auf der Checkliste, wie eine Dusche, eine Chemietoilette, eine Heizung für den Heckbereich und natürlich jede Menge Steck- und USB-Dosen. Wie sagte schon mein Dad immer: Steckdosen kann man nie genug haben. Da Steffen häufiger beruflich in Berlin ist, kann der Duc auch als Mini-Büro genutzt werden. Und für den eingeschworenen Handball- und Fußballfan ist ein Fernseher mit Dachsatellit ein Muss.
Jeder Schrank maßgeschneidert
Der komplette Innenausbau ist aus naturfarbigem und grau gestrichenem, versiegelten Pappelholz. Das hat den Vorteil, sehr leicht zu sein. Aber dadurch auch den Nachteil, dass dieses weiche Material anfällig für Beschädigungen ist. Und je nach Temperatur und Feuchtigkeit arbeitet. Daher müssen immer wieder die Verschraubungen nachgezogen werden. Optisch macht sich die Hellholz-Grau Kombi wirklich toll. Nach 30 Jahren Camping-Erfahrung sind auch so einige pfiffige Ideen eingeflossen. Zum Beispiel die Besteckschublade im Küchenblock. Die lässt sich sowohl von außen, als auch von innen ausziehen. Oder auch die flexible Tischplatte, die an der Seitenverkleidung eingehängt wird und mit den beiden schwenkbaren Vordersitzen eine Garnitur ergibt.
Die Einbauschränke beherbergen auch die ganze Technik des Steffen Mobils. Bis zu 6 tragbare 20 Liter Wasserkanister können an der Versorgung der Dusche und des Küchen-Waschbeckens angeschlossen werden. Das hat den Vorteil, dass man mit gefüllten Tanks und 120 Litern Frischwasser unterwegs sein darf. Im Gegensatz zur erlaubten Befüllung während der Fahrt von den großen 100 Liter Einbautanks (Schwellwasser). Außerdem sind die mobilen Tanks schnell befüllt – egal wo. Der Duschschrank ist gleichzeitig Kleiderschrank und Aufbewahrungsraum für Chemietoilette und Campingstühle. Beim Gebrauch nimmt man einfach den Boden aus dem Schrank. Darunter liegt die Duschtasse mit eigenem Ablauf in den 40 Liter Unterboden-Abwassertank.
Ein stabiler Panzerknacker-Safe ist ebenso fest installiert wie die Hightech 1500 Watt, 100 Ah Lithium Power Supply Stromversorgungseinheit. Die sorgt für 12 V und 230 V Strom im gesamten Fahrzeug. Eine weitere Zusatzbatterie lädt sich über die Solarpanels auf dem Dach. Für das Küchen-Waschbecken steht noch ein 20 Liter Abwassertank bereit, der direkt darunter verbaut ist. Große Schränke über den seitlichen Radkästen sowie Schiebetüren-Oberschränke bieten genügend Stauplatz.
Variable und stabile Sicherung für die Motorräder
Die Ladefläche im Heck ist 2,20 Meter x 1,35 Meter groß. Hier können zwei Vorderradwippen fest am Boden verschraubt werden. Dank mehrerer Ankerpunkte kann die Position der Fahrzeuge variiert werden. Dahinter verlaufen vier Twin Lock Schienen parallel. In diese werden die Halter-Klauen eingesetzt, über die Fußrasten geführt und dann nach unten verspannt. Mit diesen beiden Tools sind auch schwere Motorräder sicher und rutschfest verstaut.
Großes Hubbett mit drei Positionen
Das Bett liegt über der „Motorrad-Garage“. Ein Rollenmotor, ähnlich einem Markisenmotor, führt das 140 cm x 200 cm breite Bett von seiner Reiseposition unter dem Dach nach unten. Als Halterahmen in der mittleren Position (über den Motorrädern) werden vier abnehmbare Eckpfosten auf die Seitenschränke aufgeschraubt und vorne und hinten mit zwei Quer-Aluschienen verbunden. Dort liegt das Bett auf, nur Zentimeter über den Motorradlenkern (Spiegel abklappbar). Nach oben bleibt noch genug Platz, um sich nicht eingeengt zu fühlen.
Sind die Motorräder ausgeladen senkt sich das Bett bis auf die Seitenschränke ab – die Eckpfosten verschwinden in ihrem seitlichen Depot. Jetzt hat man auch freien Zugang zu den beiden großen Seitenfenstern. Natürlich mit Rollo und Fliegengitter ausgestattet. Zwei Heki Fenster im Dach sorgen für Helligkeit. Und Steffen wäre nicht Steffen, wenn hier hinten, neben dem Bett nicht auch noch ein witziges Detail verbaut wäre. Seitlich neben den Hecktüren sind USB Ladebuchsen und ein Bügel angebracht. Hier hängt man während der Nacht einfach sein Smartphone mit Smartstrip zum Laden auf!
Wirklich ein durchdachtes Konzept mit vielen tollen Ideen und jeder Menge Komfort. Mit Wohnmobil und Motorrädern – ein Ducato Selbstausbau auf Reisen. Ich freu mich schon auf unser nächstes Treffen, irgendwo in Südtirol. Für noch mehr Eindrücke des Ducato Selbstausbaus von Steffen – schaut Euch einfach das Video an!