Im Chianti mit dem Fahrrad zum Mittelalterdorf Volpaia
Mein letzter Tag auf der Wohnmobil-Reise in der Toskana sollte nochmals abenteuerlich werden. Nach den vielen Stadtbesichtigungen von Siena über Volterra bis San Gimignano reizt mich das Hinterland mit seinen hügeligen Weinbergen. Eine Tour ist schnell gefunden: Im Chianti mit dem Fahrrad zum Mittelalterdorf Volpaia.
Praktische Anreise mit dem Camping-Bus
Wie Ihr ja wisst, transportiere ich mein Bike immer in meinem Adria Twin Bus. Da ist es sicher, bleibt schön trocken und Platz habe ich als Alleinreisende ja sowieso ohne Ende. Ich verabschiede mich also vom netten Camping Boschetto di piemma in San Gimignano und lenke meinen Ducato nordöstlich nach Panzano in Chianti. Das sind rund 40 Kilometer.
Auf dem Weg schlängele ich mich mitten durch das Chianti-Gebiet. An den Weinreben hängen dunkelblaue Trauben. Und im Mini-Ort Plazza entdecke ich eine hübsche (leider geschlossene) Osteria mit Terrasse. Die sollte man unbedingt für ein romantisches Abendessen einplanen.
Obwohl es mal wieder Samstag ist und Markttag in Panzano, bin ich doch so rechtzeitig dran, dass ich am Straßenrand noch einen Parkplatz finde. Bus abgestellt, Bike ausgeladen, die wichtige Trinkflasche aufgefüllt, Rucksack mit der Kamera auf den Buckel und los gehts.
Ich halt mich östlich und schon an den letzten Häusern von Panzano wird die Straße zum Schotterweg. Es geht beständig bergauf. In den Hügeln rechts und links kann man die Weinberge und Gutshöfe sehen. Ab und zu kommt mir ein Auto entgegen und staubt mich ordentlich ein. Die Beschilderung nach Volpaia ist nur lückenhaft vorhanden und ein, zwei Mal kommen mir dann doch Zweifel. Ein Jägersmann, den ich anhalte, bestärkt mich aber und meint ermunternd: „This is the hardest part“. Danke schön – das hab ich selbst schon bemerkt.
Ein Stück weiter passiere ich eine Ziegenkoppel. Der weiße, hübsche Ziegenbock hat es in dem staubigen Terrain auf die saftigen Blätter des Baumes abgesehen. Dabei muss er sich ganz schön strecken. So gehts mir auch Kumpel, denke ich mir und hoffe, dass auch meine Anstrengungen belohnt werden.
Der erste Blick auf das Bergdorf Volpaia
Ich klettere mit meinem Bike noch weiter hinauf und plötzlich erspähe ich durch die Bäume ein einsames Dorf auf einem Hügelrücken. Das muss es sein. Rund 8 Kilometer hab ich mich die Schotterpiste raufgequält. Jetzt geht es das letzte Stück bergab und schon bald rolle ich in die mittelalterlichen Gassen von Castello di Volpaia. Es ist noch relativ früh und das Dörfchen wacht gerade erst auf.
Das Schloß mit der Dorfanlage stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie wurde aufwändig restauriert und mit neuem Leben erfüllt. Zu dem Dorf gehören Weinberge und ein Olivenhain. Das alte Schloß dient als Weingut und für Übernachtungsgäste. Ein Restaurant mit idyllischer Terrasse, eine Kaffeebar mit grandioser Aussicht über die Chianti Hügel und die eigene Bäckerei Il Forno laden zum Genießen und Verweilen ein.
Der Bäckerei-Chef macht für mich extra einen Kaffee, obwohl noch gar nicht geöffnet ist. Und das lauwarme Brioche kommt direkt vom Backblech. So ähnlich muss es wohl im Paradies sein. Die Barbesitzerin zeigt mir ihren Gemüsegarten – viel von dem, was hier auf die Teller kommt, wird selbst angebaut. Und der Wein, der stammt natürlich aus dem eigenen Weingut und wurde schon vielfach prämiert. Während ich durch die Gassen schlendere begegnet mir Luce, der Dorfhund. Nach ein paar Streicheleinheiten gehen wir beide wieder unserer Wege. Das ganze Ensemble hier oben ist einfach wunderschön.
Ein besonders charmantes Bild geben die alte Turmkirche und der Dorfbrunnen ab. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich das geschäftige Treiben zu früheren Zeiten vorstellen.
Biken im Chianti – auf und nieder immer wieder
Nach den schönen Stunden im Bergdorf Volpaia schwinge ich mich wieder auf meinen Drahtesel und brause hinunter ins Tal. Natürlich mit der Gewissheit, dass man im Chianti alles, was man runterradelt auch wieder raufradeln muss. Ich halte mich in Richtung Radda in Chianti. An der letzten Abzweigung vor dem Ort folge ich dann dem Wegweiser nach Panzano.
Dorthin geht es natürlich abermals bergauf. Aber schließlich lande ich glücklich bei meinem Bus. Eine tolle Tour. 32 Kilometer zeigt mein Tacho an – die hatten es aber in sich. Im Hochsommer sollte man es sich vielleicht verkneifen, aber jetzt im Herbst oder auch im Frühling kann ich es nur empfehlen: Im Chianti mit dem Fahrrad zum Mittelalterdorf Volpaia.
Stippvisite in Greve mit Oldtimertreff
Keine 7 Kilometer weiter liegt der Ort Greve in Chianti. Den will ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Etwas außerhalb des Stadtkerns ist ein Wohnmobil-Parkplatz. Dort lasse ich den Bus stehen und spaziere in die Stadt hinein. Auf dem hübschen, lebendigen Marktplatz erwartet mich eine Überraschung. Es ist gerade Oldtimer-Parade hier. Da lacht mein Herz zwischen alten Jaguar E-Types, Fiat, Lancia und anderen Kostbarkeiten.
Schließlich reiße ich mich aber doch von den historischen Schmuckstücken los und wandere noch hinauf zum Bergdorf Montefloralle. Im Vergleich zu Volpaia ist das zwar winzig, aber die Gassen und Häuser sind gut erhalten. Vor mir stöckelt eine Braut übers Kopfsteinpflaster – ein hübscher Rahmen für eine Hochzeit. Wie es sich so gehört, gibt es hier eine Kirche und ein Gasthaus – das erinnert mich doch an meine Kärntner Wahlheimat. In die kehre ich nach diesen wunderschönen Toskana-Tagen wieder zurück.