Kurz und knackig – Der Ford Nugget Camper von Westfalia im Test
Die schneelosen Wintertage in Kärnten habe ich zu einem schnellen Wohnmobil-Test genutzt. Wie Ihr wisst, bin ich ja ein großer Fan von Kastenwägen – wie meinem Adria Twin Ducato. Ein ähnliches Konzept, bietet der kurze, knackige Ford Nugget Camper von Westfalia:
- Hohe Reisegeschwindigkeit
- geringer Verbrauch
- wendig und gut motorisiert
- agil im Handling – also auch für knifflige Bergstraßen wie die Amalfi-Küste geeignet
- mit genug Stauraum und Zuladekapazität
- überall abzustellen und einzuparken
Der Ford Nugget Camper von Westfalia im Test
Der Ford Nugget ist noch eine Kategorie kleiner als mein Duc – mit einer Gesamtlänge von 4,99 Meter einen ganzen Meter kürzer. Die Breite von 2 Metern steuert man auch auf engeren Sträßchen entspannt. Meine Test-Version war der Westfalia Ausbau mit Hochdach, das den Nugget auf rund 2,85 Meter Höhe aufstockt. Auf den ersten Blick wirkt dieses etwas merkwürdig auf dem Bus – ein bisschen wie ein überdimensionaler Ski-Dachkoffer – sobald man den Camper betritt, kommt man jedoch in den Genuss einer wirklich luftigen Stehhöhe, die dem eher kleinen Grundriss mehr Offenheit verleiht. Was mir besonders gut an dem Nugget von Westfalia gefällt, ist das Design des Bodens. Er wirkt wie Laminat. Die anthrazitfarbenen Sitzbezüge passen zu den Wandverkleidungen und Schränke,, die in hellem Beige gehalten sind. Passt gut zusammen, wobei ich ja nicht so der Beige-Freund bin.
Praktisch im Wohnmobil: Großzügige Schiebetür
Die großzügige Schiebetür, die auch sehr weich zu bedienen ist, lädt in den vorderen Innenbereich ein. Dort steht eine Dreiersitzbank, so dass man sogar zu fünft mit diesem Fahrzeug unterwegs sein könnte. Zwischen dem drehbaren Fahrer- und Beifahrersitz kann man mit wenigen Handgriffen und in zwei verschiedenen Breiten einen Tisch ausklappen. Allerdings macht die Unterkonstruktion auf mich einen nicht besonders stabilen Eindruck. Zu viel Gewicht sollte man hier wohl eher nicht auflegen. Übrigens lässt sich die gesamte Dreierbank ausziehen. So kann hier, zusammen mit einem gepolsterten Bereich unterhalb der Küchenablage, ein weiteres Doppelbett entstehen.
Ausziehbares Bett im Hochdach
Das Hauptbett des Westfalia Nugget ist im Hochdach untergebracht. Die Schutzverkleidung ist durch zwei Sperrknöpfe zu entriegeln. Dann einfach runterklappen und das Bett auf den rechts und links eingelassenen Schienen herausziehen. Geht wirklich ruck-zuck. Auf dem Lattenrost sorgen Kunststoff-Federn und eine (recht dünne) Matratze für mittleren Liegekomfort. Allerdings ist der Kopfraum wirklich ausreichend, sogar für Menschen mit leicht klaustrophobyscher Ader (wie ich). Die beiden seitlichen Fenster im Hochdach sowie das große Dachfenster sorgen für Helligkeit und Belüftung. Die Leiter zum Raufkrabbeln ist an der Tür des Kleiderschranks befestigt. Smart, so saust nichts durchs Auto.
Kulinarik an Bord bei Wohnmobil-Reisen
Über einen wirklich schmalen Durchgang, wir wissen ja, dass Kastenwägen eher etwas für schlanke Menschen sind, erreiche ich die Bordküche. Diese ist im hinteren Fahrzeugteil angeordnet. Genial: Wenn die große Heckklappe offen ist, fühlt man sich fast wie im Freien. Obwohl klein bietet der Küchenblock alles, was man so braucht: Kühlschrank-Box, zwei-Flammen-Gasherd, Spülbecken. Im unteren Teil des Aufbaus sind die Gasversorgung, die Warmwasser-Therme und die Wassertanks untergebracht. Serienmäßig sind rund 45 l Frischwasser- und 40 l Abwassertank verbaut. Viele kleinere Fächer sorgen für Stauraum – der Kleiderschrank ist deutlich größer als bei meinem Ducato. An allen Fenstern sind Vorhänge angebracht – nicht mein Ding. Ich hasse Vorhänge, sind aber praktisch gegen unerwünschte Blicke.
Ford Nugget: Sparsam und wendig
Der Spritverbrauch ist mit rund 6 Litern angegeben. Jedoch vermute ich, dass man wegen des Hochdachs und der Einbauten da doch den einen oder anderen Liter dazuzählen kann. Mein Ford Nugget war mit der 130 PS Dieselmaschine und einem 6-Gang-Schaltgetriebe ausgerüstet – durchaus ausreichend. Von unten raus dreht der Motor etwas schleppend, aber die Endgeschwindigkeit und das Gesamthandling war top. Sehr direkte Lenkung, wenige Aufbauschwankung (trotz kurviger Bergstraße), Fahrverhalten wie bei einem Pkw. Für dieses Modell stehen circa 55.000 € in der Preisliste – das ist ganz schon happig. Vor allem, wenn man bedenkt dass doch einige – für mich recht wichtige – Dinge in diesem Preis noch fehlen.
Das eine oder andere fehlt noch
Als Sonderausstattung kämen hinzu: Markise (braucht man unbedingt), Moskitonetze für sämtliche Türen und Fenster (ebenso notwendig) und ein Navi. Das konnte ich jetzt gar nicht verstehen: Bei einem Wohnmobil, mit dem man doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Gegenden fährt, wo man sich nicht auskennt, ist ein Navi für mich absolut Pflicht. Aber wie gesagt – wer ein kompaktes, handliches und flottes Fahrzeug für 2-3 Personen sucht und auf eine Nasszelle verzichten kann, der findet im Nugget sein Campingglück. Wer jetzt Lust bekommen, aber gerade keine größere Geldsumme zur Hand hat, der kann sich den Ford Nugget auch einfach mal ausleihen. Leider haben viele Wohnmobil-Verleiher keine oder nur wenige Kastenwägen im Programm – fündig wird man zum Beispiel bei Campcar in der Nähe von Spittal an der Drau. Schaut Euch doch auch den ausführlichen Video-Bericht zu Kurz und knackig – der Ford Nugget von Westfalia im Test: