Kurven, Kurven, Kurven – mit dem Campingbus entlang der Amalfi-Küste
Die Amalfi-Küste steht ja schon ewig auf meinem Wohnmobil-Reise-Wunschzettel. Hab soviel davon gehört, Filme gesehen, Reiseberichte und vieles mehr – jetzt wollte ich unbedingt selbst mal mit meinem Ducato Adria Twin Camper hin. Ist ja ein strammer Ritt von mir zuhause nach Sorrent, dem Startpunkt – so runde 1.000 km. Aber was solls, Amalfi kommt ja nicht zu mir, also zuerst Mal Campingplatz checken (gar nicht so einfach im November). Welch Glück, dass eine der “Solistinnen im Reisemobil” just eine Woche vor meinem geplanten Reisetermin Fotos und eine Campingplatz Info postet. Ist zwar noch etwas weiter südlich, aber zumindest in der richtigen Ecke. Das wird ein Abenteuer – mit dem Campingbus entlang der sehr kurvigen Amalfi-Küste nach Kampanien.
Anreise im Wohnmobil in zwei Etappen
Da die ganze Strecke auf einen Rutsch mit den Fellnasen nicht wirklich sinnvoll zu bewältigen ist, ging dann die Suche nach einer Zwischen-Übernachtungsplatz los. Auf der www.campeggi.com gibt es eine Selektion “ganzjährig geöffnet”. Gesagt, getan und es poppte ein Platz in Bevagna auf. Camping Pian die Boccio – klang gut rund 690 km. Machbar. Also das Adria Mobil aufgepackt – übrigens bin ich eine von denen, die Frischwasser von zuhause mitnehmen. Alle, die sich jetzt verwundert am Kopf kratzen oder in ihren übelsten Blondinen-Witzen bestätigt fühlen sei gesagt: Ich kann mir das leisten. Denn mein Bus bringt nicht mal 3 t auf die Waage. Das heißt, wenn nur ich mit den Wauzis unterwegs bin, ohne Roller, dann geht sich das locker aus mit Wasser an Bord. Und da ich an meinen Tank nur Wasser und Essig lasse (keine Chemie), genieße ich einige Tage das gute Gailtaler Alpenwasser. Je nach Wetterlage 3-4 Tage auf jeden Fall.
Start in Richtung bella Italia
Aber zurück zum Start mit meinem Reisemobil nach bella Italia. Die Fahrt verläuft wie am Schnürchen und wir stehen am späten Nachmittag vor den Toren von Pian di Boccio. Ist übrigens eine echt schöne Gegend und eine megasteile Straße dorthin, nix für Gespanne, definitiv nix. Leider stehen wir vor geschlossenen Toren! Alles finster, alles leer. An dem Rezeptionshäuschen finde ich eine Telefonnummer, bei der auch sofort jemand abhebt. Der Platz ist tatsächlich seit Ende September geschlossen. Na prima – soviel dazu. Die nette Dame am Telefon erklärt mir, wie ich zum Camper Stellplatz in Bevagna komme – es wird schon langsam dunkel. Das klappt aber dann tiptop, auf dem schönen, großen, kostenlosen Platz (allerdings auch ohne irgendwelche Serviceanlagen) stehen verstreut noch drei weitere Wohnmobile. Wir richten uns häuslich ein und verbringen eine ruhige Nacht und auch die Gassirunde am anschließenden Morgen ist perfekt. Stopp bei der nächsten Panificeria – Kipferl kaufen und los gehts.
Entlang der sehr kurvigen Amalfi-Küste nach Kampanien
Mit meinem Ducato Campingbus schaffe ich es zügig bis nach Sorrent. Kurz vorher halte ich nochmals irgendwo in der Pampa und lasse die zwei Fellies rennen. Hinter Sorrent biegen wir dann auf die Küstenstraße in Richtung Amalfi. Und da fängt das Abenteuer an. Halleluja – wie Ihr wisst, liebe ich Kurven und Bergstraßen, auch mit dem Duc. Aber dieser Ritt, der wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Rechts gehts steil bergab über schroffe Felsen in Richtung Meer, links gehts steil bergauf über schroffe Felsen in Richtung Wald. Dazwischen ist nur ein kleines bisschen Straße und auf der stehen natürlich noch jede Menge geparkte (dieses Wort ist hier eigentlich nicht zulässig) Autos und Roller.
Bis nach Positano, das seine bunten Häuser an die Felsen schmiegt finde ich es ja noch ganz lustig – von Positano nach Amalfi krieg ich schon fast den Drehwurm. Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Es gibt so gut wir nirgends die Möglichkeit anzuhalten, geschweige denn zu parken. Und sobald Häuser entlang der Straße auftauchen, gehts so richtig rund. Da latschen dann noch Menschen rum, die es wohl gewohnt sind, dass man ihnen fast über die Füße fährt.
Augen zu und durch – auch mit dem Campingvan echt eng
Mehrmals kommt mir ein Linienbus entgegen – Chapeau vor den Busfahrern hier. Dann hab ich die Wahl, ob ich einen wild abgestellten Roller mal kurz über die Böschung verschwinden lasse oder einfach die Augen zu mache und warte, was passiert. Die Spiegel hab ich schon lange eingeklappt. Die anderen Busse haben gar keine Spiegel (mehr)! Am meisten bedaure ich, dass ich nicht stehenbleiben kann, um mir das eine oder andere Örtchen anzusehen, oder einfach ein paar Fotos zu schießen. Wenn ein Parkplatz (vor einem Hotel oder einem Restaurant) auftaucht, dann ist der schon so zugestellt, dass da nicht mal meine Kühlerhaube drauf passt. Also kurven wir weiter – das letzte Stück bis nach Salerno wird’s echt schon zäh.
Einige Male muss ich zurücksetzen, damit sich irgendein anderes etwas größeres Gefährt vorbeischummeln kann. Jeder Zentimeter mehr, mein Duc hat 5 Meter 96, wäre echt fatal. Lucy hat die Faxen dick und kotzt mir in den Bus – ich kann’s verstehen. Ist ja nicht “nur” kurvig wie verrückt, sondern die Straßen sind halt so wie die Straßen in Italien sind. Rumpelpisten. Es ist ein Genuss, in Salerno auf die Autobahn zu fahren. Echt – wenn ich das gewusst hätte, wäre ich da nie mit dem Duc reingefahren. Auch wenn es echt beeindruckend und besonders war.
Geschafft – wir erreichen Kampanien
Aber wir haben es geschafft und das letzte Stück bis nach Capaccio Paestum, wo der Campingplatz Villaggio dei Pini liegt, ist ein Zuckerschlecken. Den Platz finden wir sofort und werden sehr nett empfangen. Freie Platzwahl – bei der Erstvisite entdecke ich noch vier andere Wohnmobile und zwei Wohnwägen, ansonsten ist der Platz leer. Traumhaft. Eingeparkt und gleich mit den durchgeschüttelten Fellnasen zum Strand. Den erreicht man direkt vom Campingplatz aus und schon im Durchgang kommt uns eine lustige Hundemeute entgegen. Stellt sich raus, dass drei davon Strandstreuner (aber in echt gutem Zustand) sind und einer einem Pärchen aus Oberfranken gehört, das hier einige Monate verbringt. Wir schlendern endlos am Strand entlang und auch in den nächsten Tagen werde ich weder nach Norden noch nach Süden ein Ende erreichen – trotz mehrstündigen Wanderungen. Zurück am Platz stelle ich fest, dass ich Lufthirn meine Kabeltrommel vergessen habe. Die netten Oberfranken helfen mir mit ihrem Ersatzkabel aus. Wir Franken müssen halt zusammenhalten!! DANKE!
Campingplatz direkt am Meer in Kampanien
Die Sanitäranlagen sind recht einfach aber ordentlich, nicht beheizt. An diesem Abend – ausgehungert und doch recht gemartert von der Fahrt – hole ich mir in der Camping-Pizzeria eine Pizza Quattro Stagioni. Schaffe nur die Hälfte – schmeckt toll und am nächsten Tag auch kalt noch. Alle sind sehr nett und die Hunde sausen quer über die Anlage – total entspannt. Wir bleiben vier Nächte hier – unsere Ausflüge zum Kap der Sirenen und in die traumhaften Tempelanlagen von Paestum hab ich Euch ja schon geschildert. Dieses Kampanien ist wirklich eine Reise wert – wir kaufen in kleinen Läden frisches Obst und Gemüse, das es in Hülle und Fülle gibt. Frischer Fisch, der berühmte Buffalo-Mozzarella (den man übrigens direkt von den Betrieben hier in der Region kaufen kann), pikante Salami… auch lukullisch gibt es hier so einiges zu entdecken.
Der Abschied von den ganzen Menschen, den Fellies und dem netten Camping-Team fällt fast ein bisschen schwer. Wir kommen wieder. Und dann genieße ich die Kurven der Amalfi-Küste mit dem Roller. Bleibe stehen wo ich will und falls ihn einer ins Meer schubst, dann ist es halt so. Viva Italia!