Wohnmobilreise mit einer wilden Fahrt an der Verdonschlucht in Südfrankreich
Wie Ihr wisst bin ich ein großer Italienfan und obwohl Südfrankreich schon lange auf meinem Wunschzettel steht, hab ich bisher nie die Kurve bis dorthin gekratzt. Jetzt hat es endlich geklappt! Mit an Bord ist meine Urlaubs- und Wohnmobil-erprobte Freundin Sonja. Die hatte ja schon letztes Jahr die tolle Kroatien Tour mitgemacht. Dieses Mal starten wir im Hinterland von der Haute Provence: Wohnmobilreise mit einer Fahrt an der Verdonschlucht in Südfrankreich. Treffpunkt war in Genau, da Sonja mit dem Flieger aus Frankfurt anreist und ich hab die schlappen gut 600 km im Turbotempo abgespult.
Stadtcamping in Genua
Da kommt mir mal wieder die PS-Zahl von meinem Ducato Adria Twin Wohnmobil zugute. Eine Reisegeschwindigkeit von rund 130 km (schneller darf man im Süden ja eh nicht) ist gar kein Problem. Und auch später auf der Reise sollte uns der kräftige Duc Motor den Allerwertesten retten.
Abends in Genua eingetroffen suchte ich mir den Weg auf den Stadtcampingplatz Villa Doria. Der Platz ist mitten in einem Wohngebiet in hügeliger Lage und das Sträßchen – wie immer in Italien – schmal. Aber der nette Empfang und ein echt schönes Plätzchen machten den Angstschweiß schnell wieder wett. Ruckzuck den Roller ausgeladen, denn seit diesem Jahr reist ja nicht mehr die KTM Freeride mit, sondern ein 125ccm Kymko Roller.
War sozusagen die Jungfern-Wohnmobil-Fahrt für den weißen Feger. Okay, Feger ist übertrieben. Wer die spritzige Freeride gewöhnt ist, muss sich an das gemächlichere Beschleunigungstempo erst gewöhnen. Aber zu zweit zum Stadthopping, Einkaufen und auch als Bade- und Wander-Shuttle hat sich der kleine wendige Kymko echt bewährt. Zurück nach Genua, wo ich mit eben diesem Roller schnell noch nach unten in die Stadt fahre. Der erjage ich im Supermarkt ein Abendessen und schöne Bilder von Genua.
Am nächsten Morgen fange ich Sonja am Flughafen ein – sehr putzig und klein, man kann sich praktisch nicht verfehlen. Wir starten Richtung Ventimiglia, wo wir einen Parkplatz am Strandboulevard finden. Auf einem Bänkchen mit Blick aufs Meer genießen wir unser erstes Urlaubsfrühstück. Bei der Gelegenheit lasse ich dann gleich mein Schneidebrett liegen, was ich erst später merke. Blond-Hirn! Nach einem weiteren, höchst dekorativen Latte Macchiato steigen wir in den Ducato. Erst fahren wir über die Autobahn, ganz schön teuer in France, dann über zauberhafte Landstraßen Richtung Le Bar sur Loup. Dort ist unser erster Campingplatz.
Steil, steiler Les Gorges du Loup
An einer klitzekleinen Seitenstraße mit Verbotsschildern für Gespanne kommen wir ins Grübeln. Sollen wir oder sollen wir nicht. Als ein Lieferwagen an uns vorbeibrettert und zielstrebig dort einbiegt, steuern wir den Duc hinterher. Es wird enger und steiler und enger und steiler. Als die Vorderräder das erste Mal durchdrehen wird’s mir leicht warm. An Umdrehen wäre hier niemals zu denken. Aber die 150 Pferdchen unter der Haube schaffen es dann doch. Im ersten Gang kriechen wir zur ebenso steilen (nur bergab) Campingplatz-Einfahrt zum Les Gorges du Loup.
Hier stellt sich dann heraus, dass es eine einfachere Zufahrt von der D2210 gibt – also aufgepasst und nicht auf die Schlange Kaa aus dem Navi hören!!! Der Platz liegt in steilem Gelände aber sehr hübsch angelegt. Die Sanitäranlagen sind eher einfach aber der geheizte Swimmingpool wirklich toll. Schon hier zeigt sich, dass Campen in Frankreich wesentlich billiger ist als in Italien. Wir haben nie mehr als 22 Euro bezahlt – auch nicht auf einem 5-Sterne Platz wie La Farigoulette. Und der Roller war immer kostenlos dabei.
Parfum und Muscheln passen perfekt zusammen
Am nächsten Morgen schauen wir uns in der Parfumstadt Grasse um. Für das Museum bleibt uns leider zu wenig Zeit, aber das Örtchen ist wirklich nett und der Ausblick wunderschön. In einem der vielen kleinen Restaurants entdecken wir Moules Frites, die wir unter Zuhilfenahme unseres miesen Schul-Französisch als frittierte Muscheln interpretieren. Ein Blick auf die Nachbarteller klärt uns auf. Wer das bestellt, bekommt einen Riesentopf Miesmuscheln (nach Wahl zubereitet) und ein Schälchen frischer, knuspriger, handgeschnittener Pommes. Das wird ab sofort Sonja’s Lieblingsgericht!
Nach dem Stadtabstecher reisen wir weiter über die Autobahn bis nach Draguignan. Hier biegen wir Richtung Hinterland ab. Bevor wir in die bergige Region kommen erspähe ich links eine Bio-Boulangerie im Niemandsland und steige sofort kräftig in die Bremsen. Die Croissants sind ein Gedicht. Die besten, die wir auf dem ganzen Trip essen werden (und das sind einige!). Frisch gestärkt schlängeln wir uns über traumhafte kleine Straßen bis zum Canyon du Verdon.
Grandiose Ausblicke am Grand Canyon Frankreichs
Die Ausblicke sind gigantisch und erinnern mich an die Landschaft in USA. Niemals hätte ich mir das so weitläufig und grandios vorgestellt. Wir blicken auf den türkisfarbenen Verdon und genießen jeden Kilometer. Auch deswegen, weil dank Nebensaison wirklich noch nicht viel los ist. Wenn hier in der Hauptreisezeit Wohnmobil an Wohnmobil passieren will, wird’s sicher nicht so lustig sein. Denn die Straße ist sehr kurvig und ziemlich eng. An der Pont de l’Artuby treffen wir ein reizendes Ehepaar aus Island, das bereits über 7.000 km abgespult hat. Danach kurven wir weiter, bis wir den ersten Blick auf den Lac Sainte Croix erhaschen.
Im Anflug auf unseren nächsten Campingplatz kommen wir an herrlichen Mohnfeldern vorbei. Als Mohnblumenliebhaber kann ich nicht anders – zumal ich das passende T-Shirt anhabe. Wir machen eine ausgiebige Foto-Session nach dem Motto „Ein Bett im Mohnfeld“. Übrigens bleibt Sonja der Spitzname „Meine Mohnblüte“ noch lange erhalten. Nach dieser Fahrt an der Verdonschlucht erreichen wir schon im Abendlicht St. Laurent du Verdon. Wie wir hier sehr exklusives 5-Sterne-Camping – total leer aber nicht teuer -, eine tolle Wanderung und vieles mehr erleben, erfahrt Ihr im nächsten Bericht.