Ausflug zur größten Abtei der Marken und nach Urbino
Mein letzter Tag Wohnmobil-Urlaub in den Marken ist angebrochen. Am Campingplatz in Sirolo packe ich meinen Adria Twin Ducato. Bett hochklappen und die kleine Honda 250 CRF reinschieben. Die spanne ich mit vier Zurrösen tief in die Federung. Tisch, Stühle und Grill daneben unterbringen. Ich bin reisebereit. Heute steht noch ein Ausflug zur größten Abtei der Marken und nach Urbino auf dem Plan.
Die Abtei “Haselnussquelle” im hügeligen Laubwald des Monte Catria
Die Eremo di Fonte Avellana (übersetzt Haselnussquelle) della Santa Croce liegt abgeschieden in einem großen Mischwald. Das Areal rund um den Monte Catria ist als Wander-, Mountainbike- und Skigebiet bekannt. Von Sirolo aus sind es gute 100 Kilometer ins Landesinnere. Das letzte Wegstück geht über schmale, kurvige Sträßchen. Ganz, wie ich und der Ducato es lieben. Es ist noch früh am Vormittag, als ich am Parkplatz der gut versteckten Abtei eintreffe. Dort bietet eine kleine Kaffeebar Getränke und Snacks an. Ich wandere an der größten Abtei der Marken vorbei einen schmalen Pfad den Berg hinauf.
Von dem hat man eine herrliche Aussicht über die waldigen Hügel. Dazwischen schmiegt sich der Natursteinbau des Klosters. Das Herzstück, die erhaltene Krypta, ist über 1000 Jahre alt. Schon damals zogen sich Brüder zum Gebet und zur Askese hierher zurück. Es entstand eine Einsiedlergemeinde, in der sich auch Dante eine Zeitlang aufgehalten haben soll. Erinnert mich ein bisschen an die Einsiedelei San Marco. Seit 1935 ist das Kloster bewohnt, so dass eine Besichtigung nur in Form einer Führung möglich ist. Ich habe Glück und schließe mich einem kleinen Grüppchen an.
Erster Stopp ist im kleinen Seitenbau, dem Scriptorium. Im 13. Jahrhundert errichtet wurde es so ausgerichtet, dass die nach Osten, Süden und Westen zeigenden Fester wie eine Sonnen- bzw. Kalenderuhr fungieren. Leider ist heute wenig Sonneneinstrahlung. Aber das besondere Licht im Raum lässt einen dieses Konzept schnell verstehen. In der, leider verschlossenen, Bibliothek werden 25.000 wertvolle Bücher gelagert. Durch das alte Tonnengewölbe geht es hinüber in die uralte Krypta. Sie ist in den Felsen des Monte Catria geschlagen und noch im Originalzustand. Ein ganz besondere Atmosphäre hüllt einen ein. Fast schon mystisch. Darüber wacht die Kirche, in der die Führung dann auch endet.
Herrschaftliches Urbino – Geburtsort des Malers Raffael
Zurück über die schlängeligen Straßen des Hinterlands erreiche ich nach 40 Kilometern Urbino. Die 15.000 Einwohnerstadt ist seit 1998 UNESCO Weltkulturerbe. Zu den ständigen Bewohnern gesellen sich rund 25.000 Studenten und Touristen, wobei letztere derzeit hier eher spärlich zu finden sind. Das gesamte Stadtbild ist von der Renaissance geprägt. Und von ihrem berühmten Sohn Raffael. Dennoch wirkt diese Stadt sehr modern und lebendig.
Mein Weg führt mich gleich am Denkmal Raffaels vorbei. Von dort folge ich leeren Gassen hinunter zum Rathaus. Der Stadtbrunnen davor plätschert gemütlich vor sich hin während ich im Cafe Basili einen Latte Macchiato schlürfe. Um einen Blick über die Stadt zu erhaschen steige ich hinauf zum Fortezza Albornoz. Der umgebende Parco della Resistenza lädt zum Relaxen ein. Und die Aussicht ist gigantisch. Die Dom-Kuppel und der Turm von San Francesco ragen über das besterhaltenste Ensemble der italienischen Renaissance.
Grandioser Palazzo Ducale mit Museen und Markischer Nationalgalerie
Über den Piazza della Repubblica schlendere ich vorbei an der Kirche San Francesco. Weiter geht es über die Via Mazzini und durch das ehemalige jüdische Ghetto bis zum Teatro Sanzio. Von der Rückseite aus erreiche ich den Piazza Rinascimento. Und werde fast vom Anblick des prachtvollen Palazzo Ducale und dem angrenzenden Dom überrascht. Was für ein pittoreskes Arrangement.
Zweihundert Jahre wurde am Stadtschloss Palazzo Ducale gebaut. Und es flossen ganz unterschiedliche stilistische Perioden ein. Der Innenhof mit seinen Rundbogenarkaden, die großen Paradetreppen und die zahlreichen Säle sind unbedingt einen Besuch wert. Hier sind das Archäologische Museum, die Bibliothek des Herzogs und die Nationalgalerie der Marken untergebracht. Aber auch der daneben liegende Dom ist ein echter Hingucker. Mit schneeweißer, aufwändiger Fassade . Und gleich gegenüber findet man die außen eher schlicht wirkende San Domenico Kirche. Umso prachtvoller zeigt sich das Interieur.
Fazit ist, das Stadtbild von Urbino ist wirklich sehr authentisch. Alt und neu fügen sich zu einem entspannten Miteinander. Liebevoll gepflegt fällt mir auch der kleine Biologische Garten, der Oratorio Biologico, ins Auge. Angrenzend einer der ältesten Brunnen der Stadt, der Papst Benedikt gewidmet wurde. Die Stunden verfliegen wie im Nu. Und irgendwann hab ich dann jede Gasse gesehen. Das war mein letzter Tag in dieser wunderschönen Region. Mit einem Ausflug zur größten Abtei der Marken und nach Urbino. Schön war’s – ich komme wieder.