Besuch in Como und auf dem Balkon der Alpen
Der Comer See hat wirklich viel zu bieten. Glasklares Wasser, reizende Ortschaften, enge Uferstraße und drumherum ein beeindruckender Rahmen mit schroffen Bergen und Felsen. Auf meiner Wohnmobil-Reise rund um den See konnte ich schon traumhafte Aussichten beim Biken genießen. Und durch Lecco, Belaggio und Varenna schlendern. Bevor ich den Campeggio Rivabella in Lecco verlasse und zu meiner dritten Station aufbreche, steht noch ein Ausflug auf dem Programm. Ein Besuch in Como und auf dem Balkon der Alpen.
Como – reizvoll und städtisch mit langer Geschichte
Die 32 Kilometer vom Campingplatz bis nach Como fühlen sich länger an. Ist alles Landstraße und rund um Como wird’s doch etwas dichter mit dem Verkehr. Ich stelle den Ducato auf dem Parcheggio Ippocastano ab – hier gibt es übrigens auch drei offizielle Wohnmobil-Stellplätze mit Strom (Viale Aldo Moro). Es sind ca. 700 Meter bis ins Zentrum.
Como ist sicher der bekannteste Ort – und Namensgeber – am Lago. Ich hatte schon sehr viel gegensätzliches gehört. Über die Industrialisierung, den Lärm der Autobahn, der Lieblosigkeit. Immerhin wohnen hier über 80.000 Menschen. Das Stadtzentrum liegt hinter den mittelalterlichen Mauern, die noch teilweise erhalten sind. Bis zur Keltenzeit geht die Geschichte dieser Stadt zurück, die auch für ihre Seidenproduktion und ihre berühmten Baumeister (einer davon hat auch die Villa Monastero errichtet) bekannt war. Mir fällt sofort auf, dass die Innenstadt sehr gepflegt und autofrei ist. In Italien ja keine Selbstverständlichkeit. Alte Häuser schmiegen sich aneinander. Dazwischen Kaffeehäuser und Boutiquen. Immer wieder öffnen sich kleine oder größere Plätze, die zum Verweilen einladen. Übrigens ist der Bahnhof hier fast direkt am Wasser und so gleich neben der Schiffsanlegestelle am Piazza Cavour.
Leider ist der ganze Bereich zur Zeit eine riesige, eingezäunte Baustelle. Darunter leidet die Optik ein wenig und die zahlreichen Bistros entlang der Uferlinie sitzen in Staub und Lärm. Bin sehr gespannt, wie das alles fertig aussieht. Heute lenke ich meine Schritte nach einem Blick über den See wieder zurück ins Zentrum. Dort steht der Dom Santa Maria Maggiore. Wirklich ein imposantes Gebäude mit wunderschöner, filigraner Fassade und blauen Kuppeln. Also – hinsetzen, Kaffee schlürfen und einfach nur staunen.
Mit der Seilbahn zum Balkon der Alpen
Wie immer suche ich die Aussicht von oben. Wie gut, dass direkt am Seeufer, am Piazza Funicolare, die Seilbahn nach Brunate fährt. Schon 1894 wurde so die kleine Ansiedlung hoch oben mit der Stadt verbunden. Kein Wunder, dass viele Wohlhabende sich hier oben ihre Traumvillen gebaut haben. Ich löse ein one-way-Ticket (3 Euro) und lasse mich von den dicken Stahlseilen knapp 10 Minuten steil hinauf ziehen. In Brunate angekommen fällt mir gleich die barock-anmutende Kirche Parrocchia-Sant’Andrea-Apostolo auf. Sie thront über dem Lago die Como wie eine Königin. Ich hole mir bei der Information eine kostenlose Wanderkarte und bummle noch etwas vorbei an den schönen Häusern und Villen. Ein Aufstieg über zahllose Treppen bringt mich zum Karo Voltiano, dem Leuchtturm und einem großartigen Blick über den Comer See.
Etwas unterhalb treffe ich auf das Hotel Paradiso mit seinem Café und Restaurant. Die Aussichtsterrasse von Mama Gina ist gigantisch. Der Kaffee köstlich und das Tiramisu zum Reinlegen. Ein Platz zum Bleiben. Aber irgendwann muss ich dann doch wieder weiter. Ich klettere die endlosen Treppen wieder hinunter und orientiere mich dann an den Hinweisschildern San Donato.
Auf den Pfaden der Vorfahren von Brunate nach Como
Es führen zwei Wanderwege zurück nach Como, der eine kommt direkt bei der Seilbahnstation raus, der andere – so hoffe ich – in der Nähe meines Parkplatzes. Auf halbem Weg, bei der Eremitage San Donato kommt mir ein Wandersmann mit Beagle entgegen. Er erzählt, dass direkt auf dem Pfad eine Wildschweinmutter mit ihrem Sprösslingen unterwegs ist. Uuups, das kann ins Auge gehen. Und tatsächlich taucht sie schon vor mir auf. Ganz schön groß die Wildsau. Ich schließe mich also dem Wanderer an, der eine Umleitung kennt. Durch den dichten Wald steigen wir hinunter. Ein Blick zurück zeigt den imposanten, jetzt leer stehenden, Komplex San Donato. Das ehemalige San Giuliano Kloster gehörte zeitweise auch einem Franziskaner Orden.
Der restliche Weg, der übrigens bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts Brunate mit Como verbindet, eröffnet wieder traumhafte Aussichten über Como. Nach ungefähr 1,5 Stunden, mit dem Wildschwein-Umweg, lande ich in der Stadt. Mein Begleiter zeigt mir noch die Richtung zum Parkplatz und verabschiedet sich dann zu seinem Nachmittagskaffee. Mein erlebnisreicher Tag mit dem Besuch in Como und auf dem Balkon der Alpen geht zu Ende. Morgen werde ich in Richtung Dongo, am Westufer, weiterfahren. Nach den Stadt-Ausflügen ruft mich das Bike!