Ein langes Bike-Wochenende in der Emilia Romagna
Der 1. Mai hat zum ersten verlängerten Wochenend-Trip in den Süden eingeladen. Ich gebe zu, ich habe durch meinen Heimatort in Kärnten eine tolle Startposition. Denn mich trennen weniger als 40 km von der italienischen Grenze. Dieses Mal war ich ohne meine zwei Hunde, aber dafür mit dem Crossbike unterwegs. Auf in ein langes Bike-Wochenende in der Emilia Romagna.
Günstig campen in der Vorsaison
Nach einem kurzen Wettercheck hatte ich mich schnell für die Gegend um Ravenna entschieden. Erstens bin ich ein absoluter Fan der Emilia Romagna. Zweitens habe ich mich nach den Winter- und Ski-Wochen schon richtig auf Sand unter den Füßen gefreut. Und drittens ist Ravenna ein wunderhübsches Städtchen. Das Wohnmobil gepackt, das Radl eingeladen und los gehts im strömenden Regen. Mit der flotten Reisegeschwindigkeit im Adria Twin Ducato sind die 450 km ziemlich schnell abgespult. So 30 Kilometer hinter Venedig lässt dann auch endlich der Regen nach.
Vor Ort hatte ich mir online einen Campingplatz rausgesucht, der nicht im ADAC Campingführer steht: Club del Sole. Gleich gegenüber ist der Camping Adriano, der etwas größer und moderner ist. Aber die italienische Signora an der Rezeption im Club del Sole war so nett, dass ich einfach einchecken musste. Beide Plätze gehören übrigens zusammen. Für Wohnmobile gibt es nur zwei Stellplatz-Reihen, die relativ nahe der Straße liegen. Dank Vorsaison war Platz genug und die Straße keine Beeinträchtigung. In der Hauptsaison sieht das sicher anders aus.
Duschen, WC und Service-Einrichtungen sind ok. Der Platz hatte erst drei Tage vorher aufgesperrt, daher war alles noch am „Warmlaufen“. Der Preis top – 19 Euro pro Nacht für Stellplatz und zwei Personen, inklusive Strom. WiFi gab’s bei der Rezeption und an der Bar umsonst, sonst dafür gar nicht. Der größte Pluspunkt der Lage: Direkt vor dem Campingplatz ist die Bushaltestelle und für 3 Euro (Hin- und Rückfahrt) kommt man in ca. 15-20 Minuten direkt zum Bahnhof in Ravenna.
Ravenna – schon der Name ist Musik
In Ravenna lohnt sich ein Stadtbummel und die Besichtigung der frühchristlichen und byzantinischen Bauten. Es gibt wunderschöne Mosaiken vor allem in der Basilika San Vitale, dem Mausoleum der Galla Placidia und dem Baptisterium degli Ariani. Wer sich für italienische Literatur und Philosophie interessiert, der kommt an Ravenna als Ruhestätte von Dante Alighieri sowieso nicht vorbei. In der Fußgängerzone finden sich viele hübsche Lädchen und typisches italienisches Treiben.
Bei der Tourismus Information in der Innenstadt ergattern ich dann eine Fahrrad-Tourenkarte für die Emilia. 16 Touren von flach und entspannt bis echt anspruchsvoll. Zwei davon will ich auf jeden Fall ausprobieren. Daher geht es gleich am nächsten Morgen zurück Richtung Norden bis Porto Garibaldi. Das ist der Startpunkt für beide Rad-Touren.
Stellplatz am Strand und erste Rad-Tour ins Comacchio
In Porto Garibaldi checke ich auf dem Campingplatz Spiaggia e Mare ein. Der ist wirklich gut aufgeteilt. An der Rezeption begrüßte mich eine nette Blondine mit verräterischem Akzent. Stellt sich raus, sie ist in Berlin aufgewachsen. Beim kurzen Lokalaugenschein wird sofort klar, wo mein Ducato seinen Platz findet. Auf dem ersten Wohnmobil-Stellplatz direkt neben dem Strand. Ein Hammer! Einschlafen und Aufwachen zum Meeresrauschen. Die wunderschöne Abendstimmung und natürlich die feine Brise, die im Hochsommer sicher noch erstrebenswerter ist.
Der Platz hat wirklich schöne Sanitäranlagen und auch alles andere, was das Leben vereinfacht. Für Kids gibt es einen Wasserpark (gegen extra Gebühr). Aber wer braucht das schon, wenn ein riesiger Sandspielplatz direkt vor der Tür anfängt! Schnell das Bike ausgeladen, umgezogen und auf zur Tour der Valli die Comacchio. Erste Station ist Comacchio, ein wirklich putziges Städtchen mit hübschen Gemäuern und schönem Ambiente. Weiter geht’s dann über den Agosta-Damm, der die Lagunen trennt.
Jetzt zeigt sich, dass die Tour für Rennrad-Treter nicht geeignet ist. Denn der Damm hat einen recht rumpeligen Pfad, für mich als Offroader genau das Richtige. Zahlreiche Fotomotive verleiten immer wieder zum Absteigen und Kamera oder Handy zücken. Auf halbem Weg treffe ich auch meine erste Bisamratte, die sich ganz brav fotografieren lässt. Die Mücken sind zwar zahlreich aber noch recht friedlich. Im Hochsommer könnte das ein rechtes Blutbad werden. Ich empfehle dringend eine Ganzkörper-Mückenschutz-Einbalsamierung.
Schmale Panoramastraße direkt auf dem Damm
Nach dem Damm und einer kurzen Straßenpassage biegt man auf ein kleines Panorama-Sträßchen ein. Das schlängelt sich auf einem weiteren Damm, der den Fluss Reno abschließt, dahin. Leider verirren sich auch meine heißgeliebten Monster-Wohnmobil-Chauffeure hierher. Und da kann es schon Mal sein, dass nix mehr vor oder zurück geht. Quittiert mit einem diebischen Grinsen von mir – auf dem Rad – und dem Gelächter einer Gruppe von Motorradfahrern auf ihren Bikes. Von dem Sträßchen aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Lagunenlandschaft und ihre zahlreichen gefiederten Bewohner.
In diesem Naturschutzgebiet gibt es rund 300 verschiedene Vogelarten. Darunter Flamingos. Ja, richtig gelesen, der rosa Flamingo nistet hier. Er hat sogar seine rosaroten Strümpfe an und ein wunderschönes rosa-schwarzes Design auf den Flügeln. Dazu noch Stelzenläufer, Seiden-, Purpur- und Graureiher sowie Kampfläufer …Wie letzterer habe ich mich dann am Ende auf den letzten 14 km zurück nach Porto Garibaldi auf der recht befahrenen SS16 auch gefühlt.
Mit der Mini-Fähre (kostet pro Biker 1 Euro!!) geht’s über den Reno nach Sant’Alberto und dann zurück Richtung Hauptstraße (wieder auf recht rumpeligen Pisten). Der Rück-Transfer zwischen Auspuffgasen ist nicht wirklich der Brenner. Wer kann, sollte sich in Casalborsetti abholen lassen. Insgesamt zeigt mein Radl 67 km auf dem Tacho an. Zwei Mal hab ich mich etwas verfranst, also rund 5 km abziehen. Nix für eine Einstiegstour. Meine war’s für die Saison und die Oberschenkel haben ganz schön gemotzt. Als Belohnung abends in eins der zahlreichen Fisch-Restaurants an der Promenade in Porto Garibaldi. Spaghetti allo scoglio, mmmmhhh. Man hat den Teller, nein die PLATTE, vor lauter Muscheln gar nicht gesehen.
Nach einer Ruhepause mit dem Bike am Meer entlang
Am Sonntag gibt es für die Knochen eine Ruhepause. Mit einem ausgedehnten Strandspaziergang Richtung Norden an Lido degli Scacchi vorbei Richtung Lido di Pomposa. Am späten Nachmittag heize ich den Cobb Grill an. Köstliche Hähnchen-Schlegel mit den verschiedenen Grillgewürzmischungen. Olivenbrot dazu und ein knackiger gemischter Salat, den ich mit Oliven, Tomaten und feinen Parmesanscheibchen aufpimpe.
Am Montag früh will ich dann unbedingt noch die zweite Tour in Angriff nehmen. Von Porto Garibaldi bis Lido di Volano, alles am Meer entlang. Auch diese Tour ist der Hammer. Man fährt zunächst durch die Küsten-Städtchen und biegt dann durch Pinien- und Laubwälder Richtung Strand ab. Dort landet man an einem perfekten Aussichtspunkt, an dem Schwemmholz in den irrwitzigsten Formen angespült ist. Ach hätte mein Crossbike doch einen Anhänger…. Aber nein, dann könnte ich das Stückchen am Strand entlang gar nicht fahren und den kleinen Weg auf dem Damm auch nicht. Die letzte Etappe bis Lido di Volano geht durch einen Pinienwald – wie im Tunnel gleitet es sich samtig auf den Piniennadeln dahin.
Deko-Freaks können den einzigartigen, kugelrunden Zapfen sicher nicht widerstehen. Mit Silber oder Gold angesprüht eine hübsche Weihnachtsdeko. Aber wer denkt denn jetzt schon an Weihnachten? Bei angenehmen 21 Grad geht es den gleichen Weg wieder zurück und die insgesamt 30 km haben mir und meinen Muskeln richtig gut getan. Übrigens kann man die Tour von Lido di Volano aus noch ins Landesinnere verlängern. Es gibt sogar zwei Varianten nach Pomposa oder nach Goro. Ein langes Bike-Wochenende in der Emilia Romagna. – ich kann es nur empfehlen! Für beide Touren hier die Routenbeschreibungen zum Download. Viel Spaß und gerne weiterschicken!
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