Wohnmobil-Reise Südtirol – mit dem Bike von Bozen nach Trient
Südtirol ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Auch wenn es für mich über 170 km Landstraße sind und das ist nicht immer lustig! Wenn ich es so richtig kurvig will, dann fahre ich mit meinem Adria Twin Ducato durchs’s Lesachtal. Danach sind Geschirr, Klamotten und sonstige Schrankinhalte neu sortiert. Aber die Landschaft, die ist wunderschön und eine grandiose Einstimmung auf das, was das Alto Adige zu bieten hat. Wohnmobil-Reise Südtirol – mit dem Bike von Bozen nach Trient.
Von Bozen durch das Etschtal nach Trient
Meine erste Station war für Bozen geplant, leider ist der Campingplatz rappelvoll. Das nette Mädel am Empfang schickt mich nach Leifers weiter. Rund 10 km weiter find ich tatsächlich beim Camping Steiner ein Plätzchen für den Ducato. Gleich neben den Weinbergen. Zum hübsch angelegten Camp gehört auch ein Hotel mit Restaurant, ein kleiner Laden und ein Swimmingpool. Allerdings ist der, dank der heißen Temperaturen, sehr gut gefüllt.
Mein Wunsch für den nächsten Tag ist ja sowieso der Etschtalradweg. Der geht von Landeck bis Verona und ich habe mir das Teilstück von Bozen nach Trient ausgesucht. Nach einem gemütlichen Abendessen mit Südtiroler Speck, Käse aus der Region und natürlich den legendären Äpfeln verziehe ich mich zeitig in mein gemütliches Ducato-Bett. Denn ich will früh morgens aufbrechen.
Um 6:30 sitze ich mit Rucksack, Trinkflasche und dick mit 50er Sonnenschutz bestrichen auf meinem Crossbike. Der Anschluss an den Etschtalradweg ist von Leifers recht einfach. Sogar für mich „Dauerverfahrerin“. Schon bald taucht die Etsch zu meiner Rechten auf und begleitet mich die circa 65 km nach Süden. Die Strecke verläuft fast ausschließlich eben mit minimalem Gefälle. Das macht der gemeine Gegenwind aber locker wett. Man radelt vorbei an Weinberger und Obstplantagen. Da das Tal recht breit ist, hat man sonst wenige Aussichten.
Trient – eine meiner Lieblingsstädte
Von Leifers geht es nach Auer und dann weiter über Salurn. Das markiert die Grenze zwischen Südtirol und der Provinz Trento. Der Radweg ist perfekt beschildert und eigentlich hat man bis nach Trient gar keine Alternativen. In Trient, das von mehreren Radwegen durchzogen ist, verliere ich dann gleich mal den Anschluss. Aber ein netter Herr holt prompt sein Radl aus dem Keller und tritt munter vor mir her, um mich zum Dom zu lotsen.
Da ich schon zwei Mal in Trient war, kenne ich mich hier wieder aus. Molto Grazie! Ich binde den Drahtesel fest und bummle in die gemütliche Altstadt. Ich liebe Trient! Der Domplatz ist einfach hübsch. Und wenn – wie an diesem Tag – dort Markt ist, geben die bunten Schirme und die flanierenden Menschen ein wunderschönes Bild ab.
Unter den – für Südtirol typischen – Laubengängen sitzt man gemütlich im Schatten. Und die mittelalterlichen Säulen geben jedem Ausblick einen ganz besonderen Rahmen. Trient ist eine sehr lebendige Stadt. Zahlreiche Cafes und die große Fußgängerzone mit Geschäften aller Art sorgen für bunte Abwechslung.
Mit dem Zug zurück nach Bozen
Nach einigen Stunden Stadt-Schlenderei radel ich mit dem Bike zum Bahnhof. Dort werde ich von der italienischen Seite Südtirols eingeholt. Von fünf Schaltern ist genau einer offen. Davor steht eine ziemlich lange Schlange und mein Zug geht in 7 Minuten. Übrigens fährt circa alle 30 Minuten ein Zug von Trient zurück nach Bozen. Ich versuche mich also am Fahrkartenautomaten. Mein Ticket ist kein Problem. Aber während ich mir noch überlege, ob ich das Bike als Hund berechnen soll (für’s Fahrrad gibt’s keine Eingabetaste) fällt mein Blick auf die große Bahnhofsuhr. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes höchste Eisenbahn!
Ich flitze mit dem Rad die Treppen runter und am Bahnsteig 2 wieder rauf. Gott sei Dank wiegt mein Crosser nur gute 10 kg, für E-Biker nicht so witzig. Rein in den Zug, keine 30 Sekunden später rasseln die Türen zu und es geht los. Ich stehe ziemlich unpraktisch zwischen zwei Abteilen, da es keinen richtigen Abstellplatz für Fahrräder gibt.
Bei jeder Haltestelle – und davon kommen einige – heißt es „Scusi“. Bike rumrutschen, Menschen rein- und rauslassen, Bike wieder hinrutschen. Der Kontrolleur ist recht erfreut, dass ich tatsächlich einen entwerteten Fahrschein besitze, trotzt Plattform-Spurt. Deshalb winkt er das fehlende Bike-Ticket einfach freundlich weg und geht seiner Wege. Sagte ich es schon? Ich liebe Italien.
Charmantes Bozen
In Bozen angekommen schleppe ich das Bike wieder über die Treppen runter und rauf. Dann radle ich zum berühmten Waltherplatz. Dort parke ich meinen Begleiter und mache mich per pedes in das historische Zentrum auf. Auch hier rahmen die Arcaden der Laubengänge die Einkaufsstraßen. Nur ist die Fußgängerzone noch viel größer als in Trient.
Neben wunderschönen Gebäuden, wie dem Torgglhaus, lohnt sich ein Bummel durch den Genussmarkt. Speck, Käse, Gewürze, Öl, Feinkost – hier gibt es alles, wenn auch zu saftigen Preisen. Aber riechen, sehen und probieren ist schon ein echtes Erlebnis! Noch ein Tipp für Bozen ist das Ötzi-Museum (Südtiroler Archäologiemuseum) in der Museumstraße. Dort kann man den “Eismann” Ötzi auf sehr unterhaltsame Art kennenlernen. Nicht den DJ Ötzi – wie mein Sohn, als er noch klein war, mal anmerkte.
Es ist später Nachmittag geworden und ich werfe mich nochmals auf meinen Tretesel. Kurz mal in die falsche Richtung gebolzt, aber Gott sei Dank schnell aufgewacht. Der Heimweg nach Leifers zieht sich. Ein schnellerer Weg geht direkt an der Straße entlang, aber ich entscheide mich doch wieder für den Etschtalradweg. So kommen nochmals rund 16 km zusammen. Die Abzweigung in den Ort hätte ich glatt verpasst (nicht beschildert). Aber vor mir biegen zwei Radler auch ab und ich denke mir „was soll’s – wird schon klappen“.
Glück gehabt. Am Bahnhof vorbei kehre ich zum Campingplatz zurück. Von meiner Wohnmobil-Reise Südtirol – mit dem Bike von Bozen nach Trient, gibt es die Etsch-Biketour hier zum Download. Nach der heiß ersehnten Dusche wälze ich die Landkarte und entscheide mich dazu, mir am nächsten Tag den Lago di Caldonazzo anzusehen. Was ich noch nicht weiß – das wird ein neuer Lieblingsplatz! Mehr davon im nächsten Post.
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