Holla Holler – Was Sirup mit Sekundenkleber gemeinsam hat
Ich wohne inmitten von herrlich blühenden Holunderbüschen. Es gibt sie hier überall, an den Alm-Wegen, am Ufer der Gail, auf Waldlichtungen und in Nachbar’s Garten. Aus den weißen Blütendolden kann man mit wenig Aufwand seinen eigenen Holundersirup, auch Holler genannt, ansetzen. Dieses Jahr ist er mir das Holler-Sirup selber machen besonders gut gelungen – eigentlich war ich fast schon ein bisschen spät dran, aber anscheinend haben die Sonnentage den Geschmack der Blüten erst so richtig reifen lassen.
Warum Holler-Sirup selber machen immer eine klebrige Angelegenheit ist
Ich könnte Euch jetzt das Rezept erzählen und behaupten, dass ich in meiner blütenweißen Küche mit Schürzchen das köstliche Ergebnis blitzsauber in Flaschen gefüllt habe. Aber das wäre gelogen!
Mich darf man nämlich an nichts ranlassen, was klebt oder tropft. Bingo – der Hollersirup macht beides. Wenn ich eine Wand streiche, sehe ich danach aus wie ein umgekehrter Dalmatiner und Sekundenkleber hat bei mir Hausverbot. Das ist wahr – wenn jemand eine kleine Tube dieses Teufelszeugs mitbringt (und mir netterweise etwas damit repariert) MUSS er die Reste wieder mitnehmen. Denn wenn ich dieses beliebte Allerheilmittel im Schrank habe, dann kommt der Tag, an dem etwas zerbrochen ist. Und dann denke ich mir – naja, so schwer kann es ja nicht sein.
Ich bin älter und weiser geworden, ich weiß genau, wie es nicht geht (haha). Jo, ich schaffe das.
Kleiner Exkurs zu meinen Sekunden-Kleber (Un)Fähigkeiten
Und dann beginnt die circa 31. Vorstellung von „Gib ihr keinen Sekundenkleber“. Es fängt ganz professionell damit an (Prolog), dass ich die Teile perfekt arrangiere, saubere Klebekanten, nichts fettig, nichts nass. Ich lege Zeitungspapier darunter – für alle Fälle. Ich greife zu der kleinen Tube, drehe den Verschluss auf und bringe ganz vorsichtig eine Schicht Kleber auf beiden Klebekanten auf. Ich lege die Tube weg, nehme die Teile zur Hand und drücke die Kanten aneinander. Und jetzt nimmt das Schauspiel seinen Lauf.
1. Akt: Der Kleber quillt heraus, mir auf die Finger, ich versuche ihn abzustreifen, dabei bleibt das Zeitungspapier an meinen Händen kleben. Ich schüttle alles wieder ab, die Tube fällt zu Boden und läuft aus. Mit dem Heckmeck haben sich die beiden Klebekanten verschoben – ich versuche sie wieder zu arrangieren, dabei verteilt sich der Kleber über das ganze Drum (fränkisch für Stück, Teil – kann man auch mit T schreiben, ist im fränkischen egal).
Der Höhepunkt: Meine Finger sind über und über mit Kleber versaut, ich hab keine Ahnung, wie man das wegbekommt. Das „Drum“ sieht mit dem verschmierten Kleber so grauslich aus, dass ich es gleich wegwerfe. Kleber und Zeitungsschwärze habe auf dem Boden wunderbare Flecken hinterlassen. Finale: Ich hole das Waschbenzin aus der Garage, fluche vor mich hin und schrubbe die nächsten zwei Tage meine Hände mit Bimsstein, Nagelbürste und allem, was mir so vor die Flinte kommt. Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Aber jetzt zum Thema Holler-Sirup selber machen
Was das mit dem Holler zu tun hat? Naja, bevor er so hübsch und adrett in seinem Fläschchen landete, hat er sich beim Abfüllen über meine ganze Küchenarbeitsplatte und die Fronten verteilt. In die Pfützen am Boden bin ich mehrmals reingestiegen – meine Tapser sahen aus wie überdimensionale Hundepfoten. Vor der Waschmaschine liegen fünf Geschirrtücher und drei Paar Socken. Die Plastikdosen in der einen Schublade sind geschmeidig am Boden festgeklebt. Das räume ich jetzt alles aus, wasche es durch und räume es wieder ein.
Aber der Holler-Sirup – der schmeckt gigantisch. Und nächstes Jahr mache ich wieder welchen.
Hier das Rezept für Holunder-Sirup – Ihr könnt es bestimmt besser:
Für ca. 5,5 Liter (bei meiner Verlustquote)
100 Holler-Blüten, 4 Orangen mit unbehandelter Schale (ansonsten heiß abwaschen), 4 Zitronen mit unbehandelter Schale, 4 kg Zucker, 100 g Zitronensäure, ca. 4,5 Liter Wasser
Die Holler-Blüten abschütteln (nicht waschen) und in einen großen Eimer legen (Achtung – es muss wenn alles drin ist noch Platz zum Umrühren bleiben – sonst auf zwei Eimer verteilen). Die Orangen und Zitronen in Scheiben schneiden und dazu geben. Den Zucker und die Zitronensäure darüber und mit dem Wasser aufgießen. Gut umrühren, mit einem Geschirrtuch abdecken (ich binde immer eine Schnur um den Eimer, um das Geschirrtuch zu fixieren).
Dann in einem kühlen Raum (Keller) ca. 4-5 Tage ziehen lassen. Jeden Tag ein Mal umrühren. Wenn der Zucker sich vollständig aufgelöst hat ist der Hollersirup bereit zum Abfüllen. Ich koche ihn nicht auf! Kühl und dunkel gelagert hält er sich locker bis zu 6 Monaten. Beim Abfüllen erst das Grobe absieben und dann nochmals durch ein sehr feines Sieb oder – so mache ich es – durch einen Papier-Teefilter laufen lassen. Flaschen fest zu schrauben und natürlich gleich mal probieren!Übrigens geht das Gleiche auch mit einem selbstgemachten Kräuter-Sirup.
Viel Spaß – ach ja, Putzzeug bereithalten!
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