Abenteuerliche Biketour durch die Lagunen des Po Deltas
Gar nicht für den A…, ist eine Biketour durch die Lagunen des Po Deltas. Ganz im Gegenteil – es locken wunderschöne Aussichten, entspanntes Radeln und jede Menge frischer Fisch.
Nach meiner Übernachtung im Adria in Adria am Wohnmobilstellplatz, ach, ich liebe dieses Wortspiel und vielen von Euch ging es genauso – Danke für die lustigen Kommentare, geht es am nächsten Morgen recht zeitig weiter. Ziel mit meinem Reisemobil ist Porto Tolle, in der Hoffnung, da einen Kaffee zu ergattern. Das wird aber nix. Von dort aus kurve ich mit dem Duci quer durch die Pampa. Mein Navi hatte wohl gar keinen Plan, denn durch die Nebelschwaden jagt es mich über Mini-Sträßlein in Richtung Mare Adriatico. Manche haben sogar so ein ominöses rotes Schild mit weißem Querbalken…
Kein Campingplatz offen – aber Wasser, Wasser, Wasser
Auf meiner tollen Radkarte vom Po Delta, die mir die reizende, ältere Dame in Adria mitgegeben hatte, ist ein Campingplatz in Barricata eingezeichnet. Trotz freundlicher Hilfe eines Busfahrers, die müssen es ja eigentlich wissen, und mehrfachem Kreisen, nach dem guten Adler-Suchsystem, kann ich den Platz nicht finden. Es stellt sich heraus, dass der Platz sowie das angeschlossene Ferien-Bungalowdorf bereits geschlossen hat. Also stelle ich den Duc kurzer Hand auf den riesigen Parkplatz vor der Anlage. Hier packe ich mein Radl aus und folge den Radweg-Symbolen hinauf auf den Damm. Wohin man schaut – Wasser, Wasser, Wasser.
Biketour durch die Lagunen im Po Delta
Viele kleine Lagunen beherbergen unterschiedlichste Wasservögel, hier und dort spitzt ein altes Gemäuer durchs Schilf. Wo immer sich eine direkte Zufahrt zum Meer öffnet, liegt eine Fischer Pontile neben der anderen im schummrigen Morgenlicht. Kleine und größere Boote tuckern hinaus oder kommen gerade zurück. Der Fang wird an den Pontilen ausgeladen, dort gleich vorsortiert und dann mit Bussen Richtung Stadt transportiert. So ein Fischtransporter wird mir noch sehr gelegen kommen, aber dazu später mehr. Ich fahre an Bonelli vorbei bis nach Scardovari, wo man gleich am Ortseingang in einem kleinen Fischmarkt die frische Beute erstehen kann.
Nach Scardovari halte ich mich links und erreiche wieder die sehr schmale und kurvige Delta-Straße, die direkt am Sack degli Scardovari entlang führt. Offensichtlich wird sie zu dieser Jahres- und Uhrzeit nur von Fischern benutzt. An der Oase Ca’Mello biege ich auf den “Reisweg” ab, anscheinend wurde hier mal Reis angebaut. Jetzt sehe ich aber nur Brachland und das eine oder andere abgeerntete Feld. Zurück an der Straße gehts weiter bis kurz vor das Biotopo Val Bonello. Meine Begeisterung für Feldwege führt mich ein Stück ins Hinterland und auf verschlungenen, überwachsenen Spazierpfaden bis zu einem Aussichtsturm.
Bei dem naturbelassenen Weg kann ich mir nicht vorstellen, dass hier jemals mehrere Wanderer oder Ornithologen unterwegs sind. Ich auf jeden Fall treffe auf der ganzen Tour keinen einzigen, weder zu Fuß noch auf dem Bike. Mein Haibike muss unten warten, während ich den Turm hinaufklettere. Vielleicht war das ja mal eine tolle Aussicht auf das Biotop – inzwischen sind die Bäume so hoch gewachsen, dass man überhaupt nichts von dem Teich und seinen Bewohnern sieht.
Feldweg mit bösen Folgen
Also wieder zurück aufs Radl und die ganze Holperstrecke retour, damit ich dann – von der Straße aus – eine Blick auf diese kleine Naturschutzgebiet erhaschen kann. Ich folge der Küstenstraße Richtung Süden und gerade, als ich am untersten Spitz angekommen ist bremst mich ein platter Reifen aus. Vermutlich auf meiner Offroad-Tour ein paar Dornen eingefangen. Ich könnt es Euch denken…. ich habe NICHTS dabei. Alles was ich so schlau in meiner Packliste fürs Bike aufgezählt habe, vom Flickzeug über den SOS-Schaum bis zur Pumpe, ist im Bus! Und der steht rund 23 km entfernt, na bravo.
Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Nach kurzem Überlegen (hier ist völlig tote Hose), spaziere ich mit meinem Drahtesel zurück Richtung Cassella Mare, wo ich einige besetzte Fischer Pontilen gesehen hatte. Auf der unfreiwilligen Wanderung, sind ja doch fast sechs Kilometer, bleibe ich mutterseelenallein. Aber gleich bei der ersten Pontile startet gerade ein Bus, der auf mein Winken bereitwillig anhält.
Mein Retter in der Not
Am Steuer sitzt Francesco. Mit wenig Italienisch und viel Gestikulieren erkläre ich ihm mein Problem. Keine Frage, Fischers Francesco bietet mir sofort an, mich und das Rad zum Bus zurückzubringen. Es gibt ja eh keine Alternative und so stelle ich mich auf eine recht aromatische Reise ein. Kino im Kopf: Da fährt ein Fisch (ich) im Fischtransporter und im Laderaum liegt das Haibike zwischen Makrelen, Barschen und Barben. Wie das Leben so spielt….
The End, heißt es aber gleich, denn der Bus ist leer und es fischelt auch nicht wirklich. Dafür heizt Francesco recht flott über die kleine Delta-Straße und lädt uns unbeschadet und glücklich beim Adria Twin Ducato wieder aus. Danke Francesco! Obwohl ich ursprünglich eine Nacht hier bleiben wollte, um am nächsten Tag noch die nördliche Seite des Deltas abzuradeln, entscheide ich mich nun doch dafür, den Campingplatz Agriturismo Alba in Baone anzusteuern, um dort in Ruhe meinen Reifen zu reparieren und eine schöne, warme Dusche zu genießen.
Wer aber die Biketour durch die Lagunen des Po Deltas mal (ohne Platten) machen will: Vom Parkplatz in Barricata aus erst der blauen Route 1V2, dann ein Stück der roten Route 1, dann der rosa Route 1V1 folgen, die schließt wiederum direkt an die rote Route (westliches Delta) an, diese dann über Porto Tolle und Ca’Mello beenden und die letzten 8 Kilometer wieder auf der blauen Route nach Barricata zurück.