Outdoor Tipp: Durch Este und die Euganeischen Hügel nach Monselice
Auf Anhieb finde ich mit meinem Adria Twin Wohnmobil das Agriturismo Alba in Venetien. Bei denen hatte ich vorsichtshalber vorher nachgefragt, ob der Campingplatz offen ist. Das sehr nette ältere Ehepaar empfängt mich freudig. Ich werde sofort mit einer Rad- und Wanderkarte der Umgebung ausgestattet. Dann öffnet mir der Padrone das große Tor zum Campingplatz. Mal wieder habe ich freie Auswahl, denn ich bin mit meinem Campervan die einzige hier. Der Plan für den nächsten Tag ist schnell gefasst: Eine Radtour durch Este und die Euganeischen Hügel nach Monselice.
Agriturismo Camping ganz für mich
Wie schön – der ganze Campingplatz mit sauberen, geheizten Sanitäranlagen, einem Picknickplatz und im Sommer sogar einem Schwimmbad für mich ganz alleine. Die Hausherrin erzählt mir, dass sie Wein und Oliven selber anbauen und in ihrem Restaurant, das am Wochenende abends geöffnet hat, nur hausgemachte Speisen anbieten – ist bestimmt köstlich hier unter den Weinreben zu dinieren.
Der Campingbus ist schnell eingeparkt, Strom angesteckt und schon kommt das lädierte Radl raus zur Reparatur. Es stellt sich raus, dass ich mir gleich einige Dornen eingefangen hab, die den Schlauch so richtig schön durchlöchert haben. Sieht aus wie ein altmodischer Teletext-Lochstreifen… Nützt also nichts, ein neuer Schlauch muss rein. Als ich mit meinen Basteleien fertig bin, zieht schon die Abenddämmerung über Venetien und ich plane bei einem heißen Kakao in meiner gemütlichen Sitzecke die Radtour für den nächsten Tag.
Kanäle, Hügel, Städte und magische Geschichte
Der Morgen begrüßt mich mit einem prächtigen, tiefroten Sonnenaufgang. Mit Kaffee und den selbstgebackenen Müsliriegeln gestärkt, schwinge ich mich zum Outdoor-Trip auf den Drahtesel, verlasse das Agriturismo und stoße gleich vor der Hauptstraße auf den Radweg, dem ich nach Westen folge. Am Canale Bisetto, einer der zahllosen Kanäle, die das Hinterland seit Jahrhunderten mit Wasser aus den Flüssen versorgen, entlang bringt mich der Feldweg nach Este. Ich radel in die Innenstadt, binde mein Bike an und erkunde das hübsche, mittelalterliche Städtchen zu Fuß.
Die Siedlung wurde schon vor Christus gegründet und erblühte im römischen Reich. Von diesem Grandeur ist noch viel auf den Plätze und in den Gassen zu spüren. Und ich bin überrascht, wie gepflegt die ganzen Häuser sind. Die Porta Vecchia wacht über den zentralen Piazza Maggiore mit dem Rathaus. Ich schlendere in Richtung Castello Carrarese, das im 14. Jahrhundert entstanden ist. Von der weitläufigen Festungsanlage stehen zwar nur noch einige Türme und Mauern, aber am Eingang ist das Museum Atestino untergebracht und die ganze Gartenanlage ist wirklich prächtig. Auf dem höchsten Punkt der Anlage öffnet sich ein toller Blick über die Stadt. Der kleine, verwunschene Burggarten lädt zum flanieren und verweilen ein.
Radtour über die Euganeischen Hügel nach Monselice
Nach dieser schönen Tour schwinge ich mich wieder auf mein Fahrrad und finde relativ schnell wieder den Anschluss an den Fahrradweg im Nord-Westen der Stadt. Durch schöne Landschaft geht es flach dahin bis nach Cinto Euganeo. Am Geopaleotonischen (was immer das ist) Museum biege ich ab in Richtung Landesinnere und schlängele mich bald die Euganeischen Hügel hinauf. Über Ponticello erreiche ich Baone, folge der Straße nach Casette und lande schließlich wie gewünscht in Monselice.
Da es gerade Mittagszeit ist, wirkt die Stadt mit ihrer netten Fußgängerzone recht ausgestorben. Es gelingt mir gerade noch am Piazza Mazzini einen Kaffee zu ergattern. Dann rattert das Rollo auch hier vor die Schaufenster und die Mittagspause wird eingeläutet. Ich nutze die Ruhe, um am Castello die Monselice vorbei hinauf zum Santuario Sette Chiese zu wandern. Während ich am Dom entlang schlendere, höre ich aus der angrenzenden Kirchenschule fröhliches Kindergelächter. Das wirkt auf mich fast immer wie ein Lachsack – ich muss einfach mitlachen bei dem ausgelassenen Gegluckse.
Das Heiligtum der Sieben Kirchen
Am Ende der schmalen Straße erreiche ich ein altes Tor und dahinter erwartet mich eine ganz andere Welt. 1605 hat der Edelmann Pietro Duodo dieses Heiligtum der Sieben Kirchen erbauen lassen. Mit Erlaubnis vom Papst bildete er so die sechs wichtigsten Basiliken Roms durch sechs Kapellen nach, die entlang des Weges bis zur Hauptkirche San Giorgio aufgereiht sind. Als Ende des 17. Jahrhunderts dann noch die sterblichen Reste von drei Märtyrern zum Heiligtum gebracht wurden, ergänzte er die Villa Duodo als ewigen Ruheplatz.
Ein unglaubliches Ensemble von fantastischen Gebäuden, das mit Statuen der vier Jahreszeiten und einer endlos wirkenden Steintreppe zu einer heiligen Nische noch komplettiert wird. Lässt einen recht sprachlos dieser besondere, fast schon magische Ort. Letztendlich mache ich mich dann aber doch wieder auf die Rückreise ins Jetzt.
Wenige Kilometer später erreiche ich wieder meinen verwunschenen, einsamen Campingplatz. Eine wunderschöne Radtour durch Este und die Euganeischen Hügel nach Monselice. Die könnte man noch beliebig aussehen (siehe Karte). Für mich waren es heute rund 40 Kilometer – meist auf Radwegen oder wenig befahrenen Nebenstraßen. Das Hinterland der Euganeischen Hügel muss auch toll zum Wandern sein – vielleicht beim nächsten Mal.