Im Hinterland der Marken – Wanderung zur Einsiedelei und Besuch im zauberhaften Ascoli Piceno
Nach meinem Ausflug ins wunderschöne Grottammare starte ich am zweiten Tag vom Camping Riva Verde ins nächste Abenteuer. Eine perfekte Abwechslung. Aus Motorradtour über kurvige Nebenstraßen im Hinterland der Marken mit Wanderung zur Einsiedelei und Besuch im zauberhaften Ascoli Piceno.
Viele Kurven, hügelige Landschaft und eine Wanderung durch Natur pur
Auf der Küstenstraße biege ich Richtung Süden ab. In Pedaso dann auf die SP238. Wie praktisch, dass ich mir den Handyhalter vom Fahrrad auf den Motorradlenker montiert habe. Die reizende GoogleMaps Stimme führt mich über windige, kurvige und perfekte Motorradstraßen in die Hügel der Marken. Immer wieder muss ich einfach stehen bleiben, um die idyllische Landschaft zu fotografieren. Sonnenblumenfelder, mittelalterliche Ortschaften und zerklüftete Erosionsfelsen auf der einen Seite. Wiesen, Weinberge und im Hintergrund der Nationalpark Monti Sibellini auf der anderen.
Nach rund 60 Kilometern erreiche ich das klitzekleine Örtchen Colle San Marco. Und finde auch den Erholungspark gleich am Ortseingang. Hier stelle ich meinen roten Flitzer ab. Die Wanderung (Rother Wanderführer ISBN 978-3-7633-4342-3) beginnt am Mahnmal für gefallene Partisanen. Gegenüber führen ein paar Stufen und ein steiler Weg hinunter zum Dito del Diavolo. Dieser steile Travertinfelsen, von dem man durch das dichte Grün nur wenig erkennt, ragt 20 Meter in den Himmel. Weiter schlängelt sich der schmale Pfad durch bemooste Felsen, einen Kastanienwald und jede Menge Natur.
Schließlich biegt ein kleiner Steig nach links ab. Der führt mich zum Fuße der Treppe der Einsiedelei San Marco. Leider sind die Tore verschlossen und man kann das Bauwerk nicht besichtigen. Unfassbar, wie hier Anfang des 13. Jahrhunderts die Zisterzienser diesen Rückzugsort Stein für Stein an den Felsen geklebt haben. Wie ein großes Vogelnest. Mein Rückweg führt mich über einen alten Römersteig. Früher zogen Esel über diesen Steinpfad die Lebensmittel hinauf nach Colle San Marco. Nach einer guten Stunde komme ich wieder am Ausgangspunkt an.
Das zauberhafte Ascoli Piceno mit dem wunderschönen Piazza del Popolo
Nur zehn Kilometer von Colle San Marco entfernt stelle ich mein Moto in Ascoli Piceno ab. Gleich an der ersten Brücke erhasche ich einen Blick auf den Fluss Castellano. Er und auf der anderen Seite der Tronto legen ein türkisfarbenes Band um die Stadt. Die Siedlung geht bis in vorchristliche Zeiten zurück. In der Römerzeit sehr bedeutend, durchlebte Ascoli Piceno viele Besatzungen. Mitte des 12. Jahrhunderts errichteten die einflussreichen Familien über 100 Geschlechtertürme. Anders als in San Gimignano sind leider nur noch wenige erhalten.
Aber die Altstadt bezaubert einen mit wunderschönen Gebäuden. Gebaut aus kostbarem Travertin dazu malerische Plätze und ursprüngliche Gassen. Ich spaziere über den weitläufigen Piazza Arringo. Eingerahmt von der Cattedrale San Emidio, dem Palazzo Comunale und dem Bischofspalast. Nur ein paar Meter weiter stoße ich auf einen der schönsten Plätze, die ich in Italien kenne. Jede Seite des Piazza del Popolo ist eine Augenweide. Der Palazzo dei Capitani mit seinem Uhrenturm. Gleich daneben die traditionsreiche Anisetta Meletti. Seit über 100 Jahren wird hier ein köstlicher Anislikör gebraut. Und zu allerhand Leckereien verarbeitet. Unter den Arcadenbögen beim Latte Macchiato sitzend sauge ich die Atmosphäre des Platzes auf.
Frisch gestärkt schlendere ich weiter in Richtung Chiesa San Francesco. Dort drehe ich mich nochmals um, um diesen wunderbaren Platz von jedem Blickwinkel wahrzunehmen. Durch die Via del Teatro und vorbei an weiteren hübschen Plätzen bis zur Via delle Torri. An der stehen noch die Torri Gemelli, die Zwillings-Geschlechtertürme. Wirklich ein ganz besonderes Städtchen, dieses Ascoli Piceno. Unbedingt einen Besuch wert.
Über kleine Landstraßen mit einem Abstecher nach Fermo
Ich entscheide mich, auf dem Rückweg noch Fermo einen Besuch abzustatten. Liegt zwar nicht so ganz auf dem Heimweg. Aber bei herrlichem Wetter gibts ja nix Schöneres, als durch die Landschaft zu gondeln. Vieles erinnert hier an die Toskana. Es sind wieder fast 70 Kilometer. Bis ich schließlich mein Motorrad direkt an den Aussichtsterrassen von Fermo abstelle. Heute ist hier Antiquitätenmarkt. Darum darf ich nicht in die Altstadt hineinfahren. Aber egal – auf die Fußkilometer kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Gleich hinter dem Stadttor erwartet mich der – wer hätte es gedacht – Piazza del Popolo. Wieder ein ausgesprochen hübsches Arrangement. Rechts und links flankiert von Schatten spendenden Arkaden mit kleinen Cafés. Nix wie rein. Der Chef verwickelt mich gleich in ein Gespräch. Woher ich komme, was ich mache usw. Und wünscht sich dann ein Foto von sich und seiner netten Bedienung. Na klar, kein Problem. Gleich fotografiert und per WhatsApp verschickt. So kommt man auch zu Telefonnummern.
Nach dem leckeren Latte durchquere ich das Örtchen. Der riesige Palazzo degli Studi. In dem war von 1590 bis 1866 eine Universität untergebracht. Gegenüber der Palazzo dei Priori aus dem 13. Jahrhundert. Auf dem Balkon am Ende der Freitreppe sitzt Papst Sixtus V. Der stammte ja – wie wir gelernt haben – aus Grottammare. Heute ist in dem Gebäude das Archäologische Museum untergebracht. Über dem Ortskern thront die Cattedrale in einem kleinen Park. Es gibt einfach soviel schöne Plätze in Italien.
Und schon jetzt bin ich total begeistert. Vom Hinterland der Marken mit Wanderung zur Einsiedelei und Besuch im zauberhaften Ascoli Piceno.
Meine nächsten Etappen
- Das kleine, charmante Sirolo

- Geniale Küstenwanderung zum Passo del Lupo und den Due Sorelle
- Ausflug nach Ancona
- Der Pilgerort Loretta und das charmante Recanati
- Auf kurvigen Straßen zum Eremo di Fonte Avellana

- Weltkulturerbe Urbino – der Geburtsort von Raffael