Adria mal anders – Marken mit Wohnmobil, Motorrad und Wanderschuhen
Wie Ihr wisst, liebe ich Italien. Die Sprache ist wie Musik. Die Menschen immer freundlich. Das Essen einfach grandios. Und, es gibt soviel Geschichte dort zu entdecken. Die Emilia Romagna habe ich ja schon mit dem Fahrrad durchquert und bin dabei ein absoluter Cesenatico Fan geworden. Das Po-Delta und der Sile-Radweg waren traumhaft. Die Kleinode von Este und Monselice faszinierend. Die Amalfi-Küste schweißtreibend kurvig und Kampanien ein Erlebnis. Jeder kennt die Toskana, die ich im Herbst 2019 vom Meer bis zu den Türmen von San Gimignano besucht habe. Diesen Sommer habe ich gleich die erste Möglichkeit genutzt, um ein weniger bekanntes Fleckchen Italien zu erkunden. Die Region Marche, zwischen Pesaro und Grottammare. Nicht umsonst trägt sie den Beinamen Mare e Monti – Das Meer und die Berge. Also lautet meine Devise: Adria mal anders. Marken mit Wohnmobil, Motorrad und Wanderschuhen.
Erster Stopp nördlich von Pedaso im Camping Riva Verde
Von meinem Zuhause im Kärntner Gailtal, fast an der italienischen Grenze, sind es rund 660 Kilometer bis Altidona. Mit an Bord meine kleine Enduro Honda CRF 250. Die wiegt ca. 130 kg und passt, wenn ich mein Bett hochklappe, perfekt auf die Ladefläche des Ducato. Zum Einladen habe ich eine kleine Rampe, innen wird der rote Blitz an den vier Zurrösen im Boden fest verspannt. Rechts und links ist dann immer noch genug Platz für Campingtisch und -stühle, Grill oder was sonst noch so mit soll. Den Campingplatz Riva Verde hab ich mir aus dem ADAC Campingführer rausgesucht. Für mich der perfekte Ausgangspunkt, um die südliche Hälfte der Marken zu erleben.
Die Zufahrt zum Platz liegt direkt an der Küstenstraße. Ich werde an der Rezeption zu einer Rundfahrt mit dem Golfcart abgeholt. Der Platz ist terrassenförmig angelegt und sehr gepflegt. Auf der nördlichen oberen Terrasse stehen bereits einige Wohnmobile. Die Stellplätze hier haben alle ein eigenes Duschhäuschen oder einen privaten, verschließbaren Duschbereich sowie ein eigenes Waschbecken. Ideal für alle, die in diesen Zeiten auf Nummer sicher gehen wollen. Die südliche, obere Terrasse hat das klassische Sanitärgebäude. Aber da ich hier das einzige (!!!) Wohnmobil bin, ist es doch wieder wie privat. Das Gelände ist mit Bäumen beschattet und es weht eine angenehme Brise vom Meer herauf. Neben einem eigenen Sandstrand mit Strandbar und Liegen hat der Camping Riva Verde noch moderne Mietbungalows, einen Aquapark für die Kids, ein schönes Schwimmbecken mit Meerblick, Restaurant, Bar und Supermarkt sowie ein kleines Open-Air-Theater zu bieten.
Abendlicher Ausflug ins bezaubernde Grottammare
Motorrad ausladen, Markise raus, Strom anstecken, Tisch und Stühle aufklappen und schon sitze ich mit meinem Marken Reiseführer (Dumont, ISBN978-3-7701-7486-7) in der warmen Nachmittagssonne. Wohin jetzt noch? Meine Wahl fällt auf das 20 km entfernte Grottammare. Also auf die Honda geschwungen, meinen geliebten Faltrucksack auf den Rücken und los gehts. Parallel zum Meer an der Küstenstraße entlang. Durch Pedaso und Cupra Marittima – ganz im italienischen Stil immer vorne anstellen. In Grottammare angekommen parke ich den Flitzer auf einem der zahlreichen Moto-Parkplätze an der Strandpromenade. Auch das liebe ich an Italien.
In meinem Reiseführer habe ich von den Villen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gelesen, die hier in erster Strandreihe von gut situierten Italienern als Feriendomizil gebaut wurden. Und tatsächlich. Ein Genuss für mich als Liebhaber von alten Gemäuern, die soviel Geschichte und Geschichten erzählen können. Ein schön restaurierter Palast reiht sich an den anderen. Mit Wandmalereien, Türmchen, Verzierungen und liebevoll angelegten Gärten. Beim Kaffee in der schicken Strandbar bin ich die einzige, die den Blick nicht in Richtung Strand, sondern in Richtung Villen-Promenade gerichtet hat. Am hellen, feinkörnigen und sehr gepflegten Sandstrand sind heute die bunten Lido-Schirme nur spärlich besetzt. Am Wochenende wird das dann ganz anders aussehen.
Romantische Gassen und traumhafte Aussichten
Gestärkt und inspiriert lenke ich meine Schritte hinauf nach Grottammare Alta, der oben auf dem Hügel liegenden Altstadt. Ganz schön steil ist der Aufstieg, da pausiere ich doch gerne ab und zu und fotografiere den herrlichen Blick über die neue Stadt und das Meer. Durch einen Torbogen in der Festungsmauer erreiche ich schließlich die verträumten Gassen. Vorbei an bunten Keramikschildern spaziere ich direkt auf die Piazza Peretti. Sie ist benannt nach Felice Peretti, der 1521 hier das Licht der Welt erblickte und später in Rom zum Papst Sixtus V. gewählt wurde. Spielerisch wirkt dieser kleine Platz mit seiner Kirche, der Skulptur des frommen Mannes und der gemütlichen Osteria Dell’Arranci. Die hat ihre Holztische mit blumigen Tischdecken wie zufällig auf der Piazza verteilt und einladend eingedeckt.
Kulinarik a la Mare e monti
Wer lieber mit Meerblick diniert, der findet eine Gasse weiter seine perfekte Location. In samtiges Abendlicht getaucht und mit Romantikgarantie. Die Küche der Marken ist sehr traditionell und die Gerichte a la Nonna, also wie von Großmutter, werden über Generationen weitergegeben. Grundbestandteil ist alles, was die Felder, Wiesen und Wälder der Region so hergeben. Also typische Gewürze wie Knoblauch, wilder Fenchel, Rosmarin, Knoblauch und Pfeffer. Gemüse vom Bauern, wie Sellerie, Karotten, Oliven, Zwiebeln, Chili und Tomaten. Verfeinert wird das Ganze mit Wild, Pilzen, Nüssen und dem Stolz der Marken – dem Trüffel. Das „Nationalgericht” ist die Porchetta. Dafür wird ein Spanferkel mit Gewürzen gefüllt, mit Wein begossen und am Spieß oder im Ofen gebraten. In dicke Scheiben geschnitten isst man sie auf knusprigem Bauernbrot.
Für mich wird es Zeit, dem reizenden Grottammare “Ciao” zu sagen und zum Campingplatz zurückzukehren. In den nächsten Tagen werde ich noch viele Facetten “Mare e Monti” erleben. Adria mal anders. Marken mit Wohnmobil, Motorrad und Wanderschuhen. Hier ein kleiner Ausblick:

- Eine Wanderung zur Einsiedelei San Marco – durch unberührte Natur
- Ein Besuch in Ascoli Piceno mit dem atemberaubenden Piazza del Popolo und ein Abstecher nach Fermo
- Zweite Station im kleinen aber netten Sirolo

- Geniale Küstenwanderung zum Passo del Lupo und den Due Sorelle
- Ausflug nach Ancona
- Der Pilgerort Loretta und das charmante Recanati

- Auf kurvigen Straßen zum Eremo di Fonte Avellana
- Weltkulturerbe Urbino – der Geburtsort von Raffael