Ausflug mit der Fähre nach Venedig vom Camping in Cavallino
Mein letzter Venedig-Besuch ist Urzeiten her. Daher habe ich mich riesig gefreut, dass ich im Rahmen einer Kunden-Reise jetzt die Gelegenheit hatte, die Lagunenstadt mal wieder zu erkunden. Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, der sucht sich am besten einen Campingplatz auf der Halbinsel südlich von Lido di Jesolo. Zum Beispiel in Cavallino oder noch ein Stück südlicher in Cavallino Treporti. Von beiden Orten aus fahren circa alle 30 Minuten öffentliche Busse zum Fährhafen nach Punta Sabbioni. Achtung! Sonntags ist der Busverkehr etwas eingeschränkt. Notfalls ein Taxi nehmen oder mit dem Fahrrad zur Anlegestelle fahren. Mein Ausflug mit der Fähre nach Venedig vom Camping Cavallino war wirklich ein tolles Erlebnis.
Ausflug nach Venedig – Panoramablick bei der Einfahrt in die Lagunenstadt
Das Fährschiff (Linie 14 oder 15, Hin- und Rückfahrt kosten ca. 15 Euro), man kann übrigens auch ein Fahrrad und einen Hund mitnehmen, braucht circa 35 Minuten für die Strecke nach Venedig. Abfahrt ist alle 30 Minuten – in Punta Sabbioni immer gegen halb und zur vollen Stunde. Wenn möglich unbedingt auf obere Deck gehen, denn bei der Einfahrt nach Venedig liegen die prachtvollen Bauten der Lagunenstadt im Bilderbuchpanorama vor einem.
Die Fähre legt neben dem berühmten Hotel Danieli an und von hier aus erreicht man in 10 Minuten Gehzeit den Markusplatz. Ich darf bei einer ganz besonderen Stadtführung mitmachen. „Auf den Spuren von Kommissar Brunetti“ heißt das Thema. Nicht, dass das jetzt mein Fachgebiet wäre…. Ich kenne die Schriftstellerin Donna Leon nur vom Hören Sagen. Und von Commissario Brunetti habe ich weder jemals ein Buch gelesen noch eine Verfilmung gesehen.
Abseits der Touristenpfade über Brücken und durch stille Viertel
Aber, der Kollege Zufall weist sich mal wieder als Segen. Denn die charmante Venezianierin, die heute der Tourguide ist, liebt Venedig über alles und könnte wahrscheinlich eine ganze Woche lang spannende Geschichten erzählen. Übrigens ist diese Brunetti-Führung nur bei Deutschen und Österreichern so beliebt. Die Italiener haben mit den Romanen gar nichts am Hut und auch die Verfilmungen werden hier nicht gezeigt. Obwohl die Autorin Donna Leon (ja, die heißt wirklich so) jahrzehntelang in Venedig gelebt hat.
Los gehts am Markusplatz, den wir gleich wieder in Richtung Anlegestelle verlassen. Vorbei an der Seufzerbrücke, die den Dogenpalast mit dem Gefängnis verbindet (deswegen auch die Seufzer). Dann links durch ein schmales Gässchen entlang des Fondamenta de L’Osmarin erreichen wir die Crazy Bar. Hier hält sich der Commissario öfter auf und ohne es zu wissen, hatte ich mich hier vor der Stadtführung mit Kaffee und Panini gestärkt. Sehr empfehlenswert, nette Kellner und faire Preise. Direkt daneben ist übrigens ein Gondoliere-Startpunkt – die echten, mit Ringel-T-Shirt. Passt ja perfekt zu mir.
Immer weiter schlängeln wir uns über Brücken – davon gibt es in Venedig über 400 – und durch kleine Gassen. Wir lassen den Touristenstrom hinter uns und im Viertel Arsenal angekommen fühlt es sich wie in jeder anderen italienischen Stadt an. Bewohnte Häuser, Wäscheleinen über den Gassen, kleine Geschäfte für das tägliche Leben. Die Kanäle, die das Viertel durchziehen, werden von den Einwohnern und Lastbooten befahren. Idyllische Plätze und Brücken sind so charmant, dass man hier gerne verweilen würde.
Der heilige Franziskus und seine wichtige Botschaft
Die Franziskanerkirche mit ihrem beeindruckenden Portal ist gerade der Schauplatz einer Hochzeit, oder einer Taufe. Aber ich kann gleich daneben einen Blick in den friedlichen Innenhof des ursprünglichen Franziskaner-Klosters werfen. Rosenbüsche, eine Statue vom heiligen Franziskus und ein wunderschöner Kreuzgang. Schönheit und Bescheidenheit passen halt doch zusammen. Sehr gut sogar. Da passt auch der Blick auf die Friedhofs-Insel San Michele irgendwie dazu. Hier werden alle Venezianer beerdigt – kein Wunder, dass ein gewisses Platzproblem herrscht. Und das obwohl die Einwohnerzahl in Venedig inzwischen auf 52.000 gesunken ist.
Weiter gehts durch ruhige Gassen bis zum Piazza Manin. Die Statue von Daniele Manin ehrt diesen Bürger von Venedig, der maßgeblich an der Revolution 1848 zur Befreiung Venedigs von den Österreichern beteiligt war. Über unzählige Brücken – ich hätte da wirklich mitzählen sollen – kommen wir schließlich am Campo Santo Stefano an. Dies ist einer der größten Plätze von Venedig und doch wunderbar ruhig. Die Kirche Santo Stefano wird von ihrem schiefen Glockenturm geprägt.
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Canale Grande. Übrigens beschreiben die Venezianer ihre Wege damit, wieviele Brücken man überqueren muss. Und auch unsere Venezianierin ermuntert immer wieder mit dem Satz „Jetzt sind es nur noch zwei Brücken bis zum Canale Grande“. Zurück am Campo Santo Stefano wenden wir uns in Richtung Opernhaus.
Der Phönix aus der Asche
Bei dem ist Nomen wirklich Omen. Das ursprüngliche Gebäude (das damals noch Teatro San Benedetto hieß) wurde 1774 durch ein Feuer zerstört. Nach einigen Streitigkeiten der Grundbesitzer wurde schließlich 1792 das neue Opernhaus mit dem Namen „La Fenica“ eröffnet. Das heißt übersetzt „Der Phönix“. Und tatsächlich – 1836 wird es nochmals durch einen Brand beschädigt. Es übersteht zwei Weltkriege und wird durch zahlreiche Uraufführungen berühmt. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.
1996 stecken bei Renovierungsarbeiten zwei Elektriker das Opernhaus mutwillig in Brand, um einer Konventionalstrafe zu entgehen. Da die umliegenden Kanäle zu der Zeit für Reinigungsarbeiten trocken gelegt sind, hat die Feuerwehr nicht genügend Löschwasser und das Theater brennt bis auf die Grundmauern ab. Erst 2003 wird es, ziemlich originalgetreu rekonstruiert, wieder eröffnet.
Kuriositäten auf dem Rückweg
Auf dem Rückweg zum Markusplatz passieren wir noch das Hotel San Fantin. In seinen Außenmauern sind unzählige Original-Kanonenkugeln und auch Bajonette eingebettet. Über weitere Brücken landen wir schließlich wieder an dem touristischen Zentrum von Venedig. Ich habe in meinem Rucksack eine ganze Ansammlung an Plastikflaschen und keinen einzigen Mülleimer gesehen. Unsere Venezianerin erklärt mir, dass die Mülleimer alle wegen der Angst vor Bombenattentaten abmontiert wurden. Ganz ohne ist aber irgendwie auch keine Alternative…

Mein Ausflug mit der Fähre nach Venedig vom Camping Cavallino war wirklich erlebenswert. Die Stadtführung, deren Verlauf ich ungefähr in der Karte eingezeichnet habe, ist genial. Auch für nicht Commissario Brunetti Fans – die ganzen Geschichten rund um diesen Romanhelden hab ich mir ehrlich gesagt gar nicht gemerkt. Aber an das echte, lebenswerte, stille und wunderschöne Venedig werde ich mich noch ganz lange erinnern. Und jetzt weiß ich auch genau, warum Treviso „Klein Venedig“ genannt wird.