Mit Wohnmobil und Bike am Comer See
Der Comer See steht schon lange auf meiner Wunschliste. Nur gute 50 Kilometer nördlich von Mailand gelegen, verbindet er mediterranes Klima, Geschichte und Natur pur. Denn die Ufer des glasklaren Sees steigen an vielen Stellen steil zu den umliegenden Bergen hinauf. Ein Paradies für Baderatten und Mountainbiker. Diesen Juli war es dann soweit. Mit Wohnmobil und Bike am Comer See.
Der drittgrößte See Italiens mit der längsten Uferlinie
Der Comer See ist rund 50 Kilometer lang und 4,2 Kilometer breit. Durch seine einzigartige Form, die wie ein auf den Kopf gestelltes Y aussieht, kann er aber mit 170 Kilometer Uferlinie aufwarten. Mehr, als der Gardasee und der Lago Maggiore. Um den See und seine vielen Städtchen und Geschichten erkunden zu können, habe ich mir vorab drei Standorte ausgesucht. Den ersten, ganz oben an der Westküste bei Sorico. Den zweiten am südlichsten Ost-Ufer Zipfel und den dritten so circa in der Mitte es Westufers. Von meinem Zuhause in Kärnten fahre ich rund 590 Kilometer auf der „schnellen Route“. Das heißt bis Mailand auf der Autobahn und dann das letzte Stück wieder hinauf in Richtung Norden.
Am Sonntag so gegen Mittag checke ich im Camping La Riva bei Sorico ein. Der Platz ist sehr gepflegt und grenzt, wenn auch mit einem Zaun getrennt, direkt an den See an. Moderne, saubere Sanitäranlagen (Duschen kostet allerdings extra), ein schöner Swimmingpool und eine kleine Bar. Es ist ziemlich voll und Mittagszeit. Viele Italiener aus Mailand haben hier den ganzen Sommer über einen festen Wochenende-Stellplatz. Es wird vor den Wohnwagen, Mobilheimen und Wohnmobilen gekocht und gegrillt was das Zeug hält. Mmmmh, am liebsten würde ich mich jetzt einfach dazusetzen. Ich darf mir einen Platz aussuchen. Natürlich mit Blick auf den See. Das Mountainbike ausladen, anstöpseln, Rucksack auf den Rücken und schon radle ich zum 6 Kilometer entfernten Einkaufszentrum Fuentes.
Hier gibt es neben diversen Modeboutiquen und Parfümerien auch einen tollen, großen Supermercato mit allem, was das hungrige Herz begehrt. Ich liebe ja die kleinen, dicken, groben, italienischen Bratwürste. Die werden heut Abend auf dem Grill landen.
Mit dem Bike ins Valle di Chiavenna
Am nächsten Morgen breche ich früh auf. Denn ich hab mir, mal wieder auf outdooractive, eine Einfahr-Biketour ausgesucht. Mich erwarten gute 50 Kilometer mit knapp 500 Höhenmetern. Vom Camping La Riva aus halte ich mich nördlich. Dann ist die Tour auch schon angeschrieben. Es geht am kleinen Lago di Mezzola vorbei und dann immer entlang des Flusses Mera. Auf den überwiegend Schotterwegen staubt es ordentlich. Die Flussebene ist nicht wirklich spannend. Aber in Pizza biegt der Weg in Richtung Landesinnere. Circa 1,5 Kilometer steigt das kleine Sträßchen durch Almwiesen und Naturstein-Höfe. Wunderschön grün ist hier alles und so ruhig. Nur ein sehr engagierter Hofhund jagt mich bergauf, vielleicht waren meine beruhigenden italienischen Brocken doch nicht die richtige Wortwahl.
Nach dem Anstieg folgt eine Flußquerung mit schönem Talblick. Erinnert mich fast ein bisschen an das Trentino. Wieder in der Ebene führt der Weg durch Berzo und dann einen steilen Wandersteig hinauf bis Prata Camportaccio und weiter nach Chiavenna. Gleich beim ersten Kaffeehaus kehre ich ein. Ganz schön heiß war’s. Direkt neben der Bar ist das Restaurant Crotto Ombra mit zauberhaftem Garten. Das Gasthaus ist direkt an den Felsen gebaut und im Felsengewölbe reift der hausgemachte Käse.
Mit Latte Macchiato und viel Wasser erfrischt, kurve ich durch den hübschen Ort. Chiavenna geht bis auf die Römerzeit zurück. Schon damals zweigten hier wichtige Alpenpässe ab. Heute ist die Straße über den Malojapass bis ins Engadin wohl die berühmteste. Der historische Stadtkern und die bunten Häuserfassaden entlang der Mera sind wirklich schön. Die Stadt gehört zur Cittaslow Bewegung, die sich für ein entschleunigtes, lebenswertes Dasein einsetzt. Also, Rad abstellen, Kaffee trinken und die Seele baumeln lassen.
Nach der Tour durch Chiavenna führt mich die Route auf der westlichen Fluss-Seite durch Gordon, San Pietro und Casenda. Hier stoße ich wieder auf den Hinfahrtsweg und radle auf bekannter Strecke bis zum Campingplatz zurück. Eine wirklich schöne Tour. Vor allem rund um Chiavenna. Es hat sich jetzt schon gelohnt, die Reise mit Wohnmobil und Bike am Comer See.