Mittelalter und Meer – in der Toskana kann man beides erleben
Auf meiner Wohnmobil-Reise durch die Toskana steuere ich die zweite Station an. Vom Camping Baia Verde, in der Nähe von Punta Ala, aus starte ich zu zahlreichen Ausflügen. Mittelalter und Meer – in der Toskana kann man beides erleben.
Ein Abstecher nach Castiglione della Pescaia
Nach den Abenteuern im Camping Orbetello und meinem Ausflug in die Tuffstein-Stadt Pitigliano steuere ich jetzt den Adria Twin in Richtung Punta Ala. Rund 17 Kilometer vor meinem neuen Domizil im Camping Baia Verde lege ich einen Zwischenstopp ein. Castiglione della pescaia liegt an der Maremmaküste der Toskana. Die mittelalterliche Burg und die wunderschöne Altstadt mit ihren engen Gassen entstand im 9. Jahrhundert. Wie viele toskanische Städte hat auch Castiglione vermutlich etruskische Wurzeln. Heute sind der Fischfang und vor allem der Tourismus die Haupteinnahmequellen. Dazu trägt auch der endlos lange Sandstrand bei. In der Hauptsaison wohl sehr überfüllt, empfängt mich im September ein beschaulicher Ort.
So finde ich sogar direkt an der alten Festungsmauer, neben dem Tor zur Altstadt einen Parkplatz für den Duc. Sehr malerisch steht er da unter einer Zypresse. Von dort schlendere ich durch die engen Gassen bis hinauf zur Festung. Die alten Steinhäuser sind wunderschön begrünt. Und der Blick über die weite Bucht ist herrlich. Wenn man das historische Zentrum wieder verlässt und hinunter auf Meeresniveau spaziert, erreicht man die lebendige Fußgängerzone. Restaurants, Shop und Cafés reihen sich aneinander. Kann mir gut vorstellen, dass hier in den Sommermonaten so einiges los ist.
Camping Baia Verde – beschaulich und gemütlich im Pinienwald
Nach meinem Abstecher komme ich recht entspannt am Camping Baia Verde an. Und das wird sich hier sicher auch nicht ändern. Denn der Platz liegt wunderschön in einem Pinienwald. Luxus-Schnickschnack wie Schwimmbäder, Tennisplätze oder ähnliches sucht man vergebens. Dafür lockt der lange und breite Sandstrand zu einem ausgedehnten Spaziergang. Die Kaffeebar am Campingstrand macht köstliche Latte Macchiato und die Sanitäranlagen sind picobello sauber.
Weil ich ja auch beruflich unterwegs bin besuche ich die Wohnwagen-Betreuerin von Gebetsroither Cinzia. Die Miet-Wohnwagen sind übrigens recht nah am Strand platziert und auch angenehm schattig. Während wir gemeinsam einen Kaffee schlürfen gibt sie mir den einen oder anderen Tipp für die Region. Mit dem Biken ist es hier nicht so ideal. Es gibt nur wenige Radwege und die Straßenverbindungen entlang der Küste sind doch recht befahren. Aber die Strandbucht Le Rocchette, etwas südlich gelegen, scheint doch eine Fahrradausflug wert.
Mit dem Fahrrad bis Le Rocchette am toskanischen Meer
Also schwinge ich mich am nächsten Morgen auf mein Crossbike. Zwei Drittel der insgesamt 17 Kilometer verlaufen der Straße entlang. Ich habe Glück und es ist nicht allzu viel los. Im Hochsommer sicher nicht empfehlenswert. Dann zweigt ein kleines Sträßchen rechts ab und ich kann eine Zeitlang parallel im wesentlich gemütlicheren Hinterland fahren.
In Le Rocchette selbst ist dann neben einem großen Campingplatz fast der gesamte Strandzugang in privater Hand – also Bäder mit Gebühren. Nur ein kleiner Sandpfad führt zum öffentlichen Strandteil. Die Bucht ist wirklich sehr schön. Glasklares Wasser, feiner Sand. Und, jetzt im September, wenig los. Ich lasse eine Weile die Seele baumeln und blicke auf meinem Felsblock sitzend aufs Meer hinaus. Dann trete ich die gleiche Strecke zurück, werfe mich schnell unter die Dusche und mache den Ducato fahrbereit.
Massa Marittima ist mein Ziel. Dieser berühmte Ort liegt circa 53 Kilometer nördlich im Landesinneren der Toskana. Natürlich geht die Reise wieder über kleine Schlängelstraßen – so wie ich und der Ducato es lieben. In Massa Marittima angekommen parke ich unterhalb des Ortes auf einem öffentlichen Parkplatz. Die Gebühren sind absolut vertretbar.
Auf der berühmten Mittelalter Piazza Garibaldi in Massa Marittima
Durch ein altes Stadttor und über eine kleine Gasse mit Kopfsteinpflaster nähere ich mich dem berühmten Hauptplatz von hinten an. Dann liegt die Piazza Garibaldi, eingerahmt von Restaurants, der Cattedrale San Cerbone und dem Rathaus vor mir. Fast menschenleer. Und wunderschön. Ich folge den mittelalterlichen Altstadtgassen bis zur Festungsmauer hinauf. Früher waren hier die Adelspaläste angesiedelt – heute Shops und Kaffeehäuser. Den Beinamen Marittima erhielt die Stadt, da sie direkt an die Maremma Sumpflandschaft, die sich bis zum Meer zog, angrenzte. Die Sümpfe und die davon ausgehende Malaria hatten die Einwohner ab dem 13. Jahrhundert stark dezimiert.
Früher eine wohlhabende Bergbau-Stadt – in den umliegenden Hügeln wurden Bodenschätze abgebaut – lebt Massa Marittima heute hauptsächlich vom Tourismus. Ein still gelegter Stollen ist zum Museum umfunktioniert. Oben an der Festungsmauer wacht der Torre del Candeliere. Für ein paar Euro kann man die steile Wendeltreppe hinaufklettern und einen Blick über die Stadt und das toskanische Hügelland ergattern. Ich kehre auf einen Kaffee am Piazza Garibaldi ein und genießen die besondere Stimmung an diesem Platz.
Ein Bergdorf mit Charme – Tirli
Auf dem Rückweg folge ich einer Empfehlung von Cinzia. Statt auf direktem Weg zurück zum Campingplatz lenke ich den Adria Twin weiter in die Berge hinein. Durch Haarnadel-Kurven schraube ich mich hinauf, bis ich das Bergdorf Tirli erreiche. Mit Glück finde ich gleich einen Parkplatz an der Straße – im Ort wäre das wohl recht knifflig geworden. Tirli liegt auf 404 Meter über dem Meeresspiegel. Und seine rund 300 Einwohner können von Ihren Häusern, wenn es ein klarer Tag ist, eben dieses Meer sehen.
Auf dem klitzekleinen Marktplatz gibt es ein Restaurant. Der kurvige und teilweise recht steile Ritt hierher ist bei den „echten“ Radlern beliebt. Die lassen sich dann die köstliche Pasta schmecken und brausen mit vollem Bauch wieder ins Tal. Überhaupt ist in Italien das Thema E-Bike bei weitem nicht so präsent wie in Österreich. Wird es wohl auch nicht, so lange es keinen E-Giro d’Italia gibt. Ich folge dem Biker-Beispiel und lasse den Duc ins Tal rollen.
Wir parken wieder im schönen Baia Verde Pinienwald und ich lasse den Abend mit einem wunderschönen Strandspaziergang nach Punta Ala ausklingen. Der Ort selbst ist übrigens wirklich keinen Besuch wert. Eine ziemlich langweilige Ansammlung von Mehrfamilienbunkern mit Ferienwohnungen und Hotels. Erinnert mich irgendwie an Asterix und die Trabantenstadt. Leider hab ich keine Zauber-Eicheln parat. Im romantischen Sonnenuntergang kann ich die Lichter von Elba sehen. Mittelalter und Meer – die Toskana kann wirklich beides.
Morgen gehts dann weiter. Cinzia’s Tipp: Das Bergdorf Pari und die Bagni di Petriolo.