Deutschland erkunden mit Wohnmobil und Fahrrad – das Neckartal
Urlaub in Deutschland ist vielseitig und abwechslungsreich. Und dabei muss es nicht immer Nord-, Ost- oder die Bayerische Seenlandschaft sein. Für alle, die in der schönsten Zeit des Jahres gerne aktiv sind und dabei Land und Geschichte erleben wollen bieten die zahlreichen Fluss-Radwege genau das. Von Kiel bis zur österreichischen Grenze kann man sich im BVA Führer „Die 33 schönsten Radwege in Deutschland“ Inspirationen holen (ISBN 978-3-87073-876-1). Also auf geht’s. Deutschland erkunden mit Wohnmobil und Fahrrad – das Neckartal. Hier kommt Teil 2 meiner Fluss-Radtour.
Von Horb nach Tübingen immer am Neckar entlang
Unsere erste Etappe endete ja in Horb am Neckar. Hier gibt es ja einen kleinen Campingplatz, auf dem man sein Wohnmobil für die Tour wieder stehen lassen kann. Wir radeln immer am Neckar entlang – mal liegt die Bahnlinie dazwischen, mal sehen wir links oben das Schloss Weitenburg. Nach rund 20 Kilometern erreichen wir Rottenburg am Neckar. Das kleine Städtchen hat eine hübsche, verkehrsberuhigte Innenstadt mit schmuckem Rathaus und Marktbrunnen. Gleich daneben lassen wir uns auf den ersten Kaffee des Tages nieder. Beim Italiener. Da kann man nie etwas falsch machen.
Der Radweg führt mitten durch die Stadt. Übrigens gibt es in Rottenburg auch zwei nette Museen. Ein Römisches Stadtmuseum und das Sülchgau Museum. Die nächsten 15 Kilometer bis Tübingen führen uns an einigen vom Neckar abgeleiteten Badeteichen vorbei. Wenn es also heiß ist – nichts wie hinein ins kühle Nass. Kurz vor Tübingen könnten wir das Städtchen auch umfahren – ich empfehle aber auf jeden Fall eine Besichtigung dieser netten Universitätsstadt. Dafür nimmt man auch den kurzen, steilen Anstieg in Kauf, der direkt in der Altstadt endet. Fahrrad parken – Plätze dafür gibt es hier genügend. Und dann zu Fuß durch die wunderschöne Innenstadt. Übrigens hat Tübingen den niedrigsten Altersdurchschnitt in ganz Deutschland – was sicher an den zahlreichen Studenten liegt. Die sorgen auch dafür, dass die Stadt bunt, lebendig und vor allem günstig ist.
Schon im 12. Jahrhundert wird Tübingen als Marktstadt erwähnt. Und auch heute – am Samstag – ziert ein bunter Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt den Marktplatz. Der wird von malerischen Fachwerkhäusern umrahmt. Am Kopfende thront das majestätische Rathaus mit seiner aufwändigen Fassadenmalerei. Natürlich darf auch ein Besuch im Schloss Hohentübingen nicht fehlen. Dazu spaziert man den Schlossberg ganz hinauf bis zum aufwändigen unteren Schlosstor. Die tolle Anlage, die um 1050 von den Pfalzgrafen von Tübingen als Burg erbaut wurde ist echt sehenswert. Von der Festungsmauer hat man einen herrlichen Ausblick über das Neckartal. Und auf der anderen Seite liegen einem die Dächer von Tübingen zu Füßen. Direkt am Neckar gibt es hier in Tübingen auch einen sehr grünen und entspannten Campingplatz. Wir finden glücklicherweise unsere Fahrräder wieder und sausen den Berg hinunter gen Neckar.
Mit dem Fahrrad in die Fachwerkstadt Esslingen am Neckar
Zurück am Neckartal-Radweg kommen wir nach 10 Kilometern wieder an einem großen Badesee vorbei. Aber wir wollen uns noch genug Zeit für Esslingen aufheben und so widerstehen wir der Verlockung. Vorbei an Pliezhausen, Neckartenzlingen und Nürtingen erreichen wir Wendlingen. Die ganze Strecke ist überwiegend als Industriegebiet erschlossen. Nur zwischen Wendlingen und Wernau wird es nochmals grüner mit kleinen Baggerseen. Inzwischen haben wir rund 75 Kilometer auf dem Tacho und freuen uns auf das Finale. Durch das dicht verbaute Plochingen heißt es nochmals Zähne zusammenbeißen. Dann radeln wir schon in die Neckarpromenade von Esslingen.
Wir folgen der Beschilderung Richtung Innenstadt. Und hier geht jedem Fan von alten Gemäuern das Herz auf! Esslingen ist die Stadt mit den meisten, gut erhaltenen Fachwerkhäusern in ganz Deutschland. Eine bauliche Schönheit neben der anderen. Insgesamt 200 der Traditionshäuser kann man hier in der Stadt bewundern. Und das ist nicht alles. Auch der Esslinger Marktplatz, die Neckarinsel, die Sektkellerei Kessler, die in einem alten Pflegehaus (natürlich mit viel Fachwerk) untergebraucht ist und die zahllosen kleinen Gässchen sind einfach liebenswert. Eingebettet in grüne Weinberghänge versprüht Esslingen Kleinstadt-Charme, obwohl rund 535.000 Einwohner im gesamten Kreis zuhause sind. Auch Esslingen wird bereits im 8. Jahrhundert erwähnt – hat also viele geschichtliche Wurzeln.
Wir trennen uns nur schwer von dem Städtchen. Aber unser Camper steht in Horb und dahin müssen wir noch zurück. Am besten funktioniert das mit dem Zug. Von Esslingen nach Stuttgart und mit ein Mal umsteigen dann weiter nach Horb. Insgesamt sind wir eine gute Stunde unterwegs – Fahrrad mitnehmen kein Problem. Wer in Esslingen mehr Zeit verbringen will, für den gibt es einen Wohnmobil-Stellplatz an der Esslinger Burg.
Das war mein zweiter Tag Deutschland erkunden mit Wohnmobil und Fahrrad – das Neckartal. Wer dem Neckar noch weiter folgen will:
Etappe 3: Esslingen am Neckar bis Kirchheim am Neckar (mit Stuttgart, Ludwigsburg und Marbach) ca. 70 Kilometer
Etappe 4: Kirchheim am Neckar bis Neckargerach (mit Bad Friedrichshain) ca. 60 Kilometer
Etappe 5: Durch den kleinen Odenwald von Neckargerach bis Heidelberg ca. 50 Kilometer
Endspurt nach Mannheim wären dann nochmals rund 20 Kilometer.