Buchten Sightseeing auf der kurvigen Küstenstraße bis nach Tossa de Mar
Es ist ruhig geworden auf dem Camping Cala Gogo. Die Spanier, die den Feiertag San Juan hier verbrachten, sind wieder abgereist. Keine Böller mehr – kein spanisches Geschnatter. Ob es auf den Straßen auch so friedlich ist? Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und mit dem Roller die “Cala Hopping” Tour aus unserem Costa Brava Führer entlang cruisen. Die startet in Sant Feliu de Guixols und lockt mit Buchten Sightseeing auf der kurvigen Küstenstraße bis nach Tossa de Mar. Nachdem wir ja schon die Boots-Tour zu den Medes-Inseln so genossen haben, sind wir auf diesen Tipp sehr gespannt.
20 Kilometer, 30 Kurven und 8 traumhafte Buchten
Los gehts am Campingplatz in Richtung Platja d’Aro. Der Ort hat uns ja schon beim ersten “Beschnuppern” nicht so richtig gefallen. Er erinnert an die klassischen Adria Touristen-Strandorte in Italien. Inklusive unendlich vieler – mehr oder weniger einladender – Restaurants und einem bunten Vergnügungspark. Die Shopping-Meile entlang der Hauptstraße hat allerdings alles zu bieten, was Rang und Marken-Namen hat. Wer also Lust auf einen ausgedehnten Shopping-Tag hat, der ist hier sicher sehr gut aufgehoben.
Uns ist allerdings mehr nach Natur, Landschaft und mehr Meer. Also kämpfen wir uns durch den dichten Verkehr und die Touristenschar. Kaum haben wir den Ort verlassen geht es recht zügig bis nach Sant Feliu de Guixols weiter. Dort tuckern wir mitten durch die Stadt, an der Strandpromenade entlang und erwischen prompt die falsche Ausfahrt. Wir landen in einem Wohngebiet oben am Hügel. Mit prächtigem Ausblick. Über ein Stück Schotter-Rumpelpiste finden wir wieder Anschluss an die offizielle Küstenstraße GI682.
Schon bald tauchen die ersten Mirador (Aussichtspunkte) auf – der Blick auf die idyllischen Buchten mit ihrem türkisfarbenen Wasser ist mal wieder überwältigend. So schön hatte ich mir die Costa Brava niemals vorgestellt. Wir müssen zwar recht gesetzwidrig auf die Aussichtsparkplätze auffahren, aber mit dem wendigen Roller ist das alles gar kein Problem. Übrigens ist die Küstenstraße, wenn auch sehr kurvig, durchaus auch für größere Gefährte geeignet. Denn die zwei Spuren sind gut ausgebaut, seitlich befestigt und der Straßenbelag ist in einem guten Zustand.
Von Bucht zu Bucht und rauf auf den Berg
Vorbei an den Platja de Canyet, de Canyerets, del Senor Ramon (den merken wir uns für eine Runde im Meer später) und de Vallpresona erreichen wir die Abzweigung zur Ermita Sant Grau. Von nun an gehts bergauf! Die Straße ist ganz frisch hergerichtet und neu geteert. Leier ist der ganze Rollsplitt liegen geblieben. Um die Kurven fahr ich wie auf rohen Eiern und trotzdem rutscht mir das Roller-Rad immer wieder weg. Gemein – wo ich doch so gerne das schlängelige Sträßchen raufbrettern würde.
An der Einsiedelei angekommen steht die kleine Tür in der großen Tür offen. Wir treten ein. Auf 360 Metern Seehöhe liegt die einsame Ermita Sant Grau, die bereits im 15. Jahrhundert existierte. Heute wird der gemütliche Innenhof von zwei Seitengebäuden mit wunderschönen Kreuzgängen, einer neogotischen Kirche an der Stirnseite und dem großen Eintrittstor (durch das wir hereingekommen sind) eingerahmt. In einem Flügel ist eine Bar mit netter Außenbestuhlung untergebracht. Leider ist heute Ruhetag.
Wir verlassen den Komplex wieder und wandern um ihn herum bis zum Aussichtspunkt. Der Blick schweift weit über das felsige Küstenpanorama. Zurück hinunter auf die Küstenstraße schleiche ich genauso vorsichtig um nicht mit dem Rollsplitt abzumarschieren. Uff. Geschafft.
Gemütlicher Campingplatz mit eigener Bucht an der Cala Pola
Vorbei am Cap Pentiner und der Cala Giverola kommen wir zur Cala Pola. Hier liegt in der kleinen Bucht ein Campingplatz. Den muss ich natürlich gleich inspizieren. Die freundliche Rezeptionslady erteilt mir die Genehmigung für eine Platzrunde und Fotos – sehr nett. Das Gelände neigt sich leicht bis zum eigenen Sandstrand hin. Bäume, Palmen und Blumen rahmen das natürlich und locker aufgeteilte Areal ein. Neben Stellplätzen für Wohnmobile, Wohnwagen und Zelte gibt es auch eine ganze Menge großer Mietzelte. Ein Sektor, der an das Freigelände angrenzt, ist für Gäste mit Hund vorgesehen.
Im unteren Teilbereich liegt ein kleiner “Marktplatz” mit Restaurant und Einkaufszentrum. Gleich gegenüber plantscht man im kleinen, aber sehr gepflegten Swimmingpool. Am eigenen Sandstrand gehts flach und glasklar ins türkisfarbene Meer. Die Beachbar lädt zu Kaffee, Snacks und Erfrischungsgetränken ein. Je nach Saison und Strandnähe zahlt man im Camping Pola zwischen 25,90 Euro und 56,25 Euro pro Nacht (Wohnmobil und zwei Erwachsene).
Das einzigartige Tossa de Mar mit seiner historischen Festungsanlage
Zurück auf der Küstenstraße steuern wir den Roller in den letzten Mirador, der uns schon einen ersten Blick auf das malerische Tossa de Mar werfen lässt. Mitten in dem lebhaften Städtchen parken wir den Roller auf einem Moto-Parkplatz. Die Helme werden verstaut und schon brechen wir zum Stadtbummel auf.
Obwohl auch Tossa sehr touristisch ist, wirkt es doch gemütlich und ursprünglich. Die schöne Sandbucht ist zwar leider auch hier von Hotel-Monstern verschandelt, aber die Cafe-Bars entlang des Beachwalks machen einen einladenden Einruck. Nach einer kurzen Kaffeepause schlendern wir hinauf zur alten Festung. Tossa de Mar ist die einzige Küsten-Stadt der Costa Brava, bei der noch die historische Festungsanlage, die Festungsmauer und die ursprüngliche Altstadt erhalten sind.
Auf den paar Metern überholt uns (schon wieder) ein Tschu-Tschu Zug – mit muffelndem Diesel-Traktor. Hatte ich schon angemerkt, dass anscheinend niemand mehr zu Fuß gehen will?? Die Festungsanlage aus dem 12. bis 14. Jahrhundert ist mit ihren Wachtürmen sehr prägnant und der Ausblick von oben grandios. Innerhalb der Festungsmauern liegt der historische Stadtkern, der gut erhalten ist. Übrigens hat die einzigartige Silhouette von Tossa Künstler wie Marc Chagall inspiriert. Er nannte die Stadt “Das blaue Paradies”.
Wir bummeln durch die kleinen, individuellen Geschäfte – manche wirken so gar nicht touristisch – und kaufen einige Souvenirs. Den köstlichen, 26 Monate gereiften, rohen Schinken zum Beispiel. Zurück beim Roller machen wir uns auf die Heimreise. In der Bucht Ramon fahren wir mal wieder über eine Sandpiste bis zum Parkplatz hinunter. Motos dürfen umsonst parken. Der anschließende Sandstrand und das erfrischende Meer sind einfach ein Traum. Fällt mir schwer, mich von der schönen Costa Brava zu verabschieden – morgen gehts quer durch’s Land an die Westküste Spaniens.