Die älteste Seefahrerkapelle und das sympathische Biarritz
Nach unserer wunderschönen Wanderung an der Küste verlassen wir schweren Herzens den netten Camping Arrien in Gorliz. Wir machen uns mit dem Adria Twin Wohnmobil-Van auf den Weg, um die älteste Seefahrerkapelle am Atlantik und das Seebad Biarritz zu besuchen.
Seefahrerkapelle San Juan de Gaztelugatxe
Die mystisch auf einer Felseninsel liegende älteste Seefahrerkapelle am Atlantik ist eigentlich nur 26 Kilometer von Gorliz entfernt. Eigentlich. Denn die Strecke verläuft wild-kurvig, Hügel rauf und Hügel runter. Der Ducato meistert natürlich auch diese Herausforderung mit Bravour und knapp 40 Minuten später finden wir eine perfekte Parklücke ganz in der Nähe des Eingangs. Wir sind früh dran und es ist noch sehr ruhig hier. Die Cafés haben alle geschlossen und außer uns macht sich nur eine Handvoll Wanderer auf den Weg zur Kapelle.
Nach zehn Minuten erreichen wir bergab einen ersten Aussichtspunkt – Mirador. Irgendwie schade, dass das Wetter uns keinen blauen Himmel beschert. Irgendwie aber auch spannend, denn die schroffe Felseninsel mit ihren natürlich entstandenen Höhlen und Felsbögen wirkt im Nebel noch mystischer. Vor dem Ufer ragen bizarre Felsen aus dem dunklen Atlantik. Eine kleine, befestigte Landbrücke bringt uns zu den 231 Stufen, die zur Kapelle hinauf führen. Am Fuße der Treppe stehen Tüten mit Wasserflaschen bereit und ein Zettel mit der Bitte, diese doch zur Kapelle mitzunehmen. Das machen wir natürlich gerne.
Liebevoll dekoriertes Gotteshaus und grandiose Ausblicke
Als Dank bekommen wir – oben angekommen – selbst ein Wasser angeboten. Oder die Chance, die liebevoll dekorierte und fast schon wohnliche kleine Kapelle zu fotografieren. Die Entscheidung ist einfach und das Foto seht Ihr in der Bildergalerie. Wir haben wohl Glück, denn die Kapelle ist nicht sehr oft geöffnet. Bereits im Mittelalter wird sie von Seefahrern erwähnt. Das muss ziemlich schweißtreibend gewesen sein, die Schiffe durch die umliegenden Felsen zu navigieren. Wie gepflanzt ragen diese aus dem heute recht stürmischen Atlantik in die Luft.
Das Kirchlein ist Johannes der Täufer geweiht. Dieser wird vor allem als Schutzheiliger der Seefahrer und Fischer verehrt. Später befestigte der Templerorden den Felsen, Einsiedler errichteten ein kleines Kloster. Dieses wurde 1593 von Piraten zerstört. Bei schönen Wetter kann man den Blick die ganze Küste entlang schweifen lassen.
Nach dem Abstieg und am Festland wieder Aufstieg stellen wir fest, dass der Eingang jetzt bemannt ist. Es hat sich schon eine ganz ordentliche Schlange von Besuchern gebildet. Das Ticket ist zwar kostenlos, dient aber einer Zugangsbeschränkung, damit der schöne Ort nicht gnadenlos überlaufen wird. Gute Idee, wie ich finde.
Camping Le Pavillon Royal in der Nähe von Biarritz
Wir setzen unsere Reise in Richtung Frankreich fort. Denn die gemeinsame Tour mit meiner Freundin Sonja muss ja wieder in Toulouse enden. Sie nimmt von dort den Flieger nach Frankfurt. Also habe ich Biarritz in unseren Wohnmobil-Tour aufgenommen. Erstens, weil ich dort noch nie war, mir der Name aber natürlich ein Begriff ist. Zweitens, weil ein Kollege bei Trolli dort geboren ist und mir schon oft davon vorgeschwärmt hat.
Als Übernachtungs- und Ausgangspunkt für die Stadtbesichtigung habe ich den Camping Le Pavillon Royal in Bidart ausgewählt. Unser Navi findet ihn problemlos und die freundlichen Damen an der Rezeption laden uns zur freien Platzwahl ein. Perfekt. Wir schlendern also durch das wunderschön angelegte, gepflegte und grüne Camping-Gelände in Richtung Meer. Die erste Reihe ist zwar leider reserviert, aber in der zweiten Reihe parken wir kurz darauf den Adria Twin mit traumhaftem Meerblick.
Roller ausgeladen, angestöpselt und gleich einen Blick auf den großen Sandstrand unterhalb des Campings geworfen. Schade, dass das Wetter gar nicht bade- oder sonnen-freundlich ist. Mehrere sehr saubere Sanitärgebäude, Swimmingpool, Restaurant und ein kleiner Supermarkt runden das Angebot am Platz ab. Wundert mich, dass der Platz nur sehr dünn belegt ist. Obwohl wir inzwischen schon Ende Juni haben.
Biarritz – Atlantik-Seebad mit Charme und Charisma
Wenigstens regnet es nicht. So schwingen wir uns auf unseren heißgeliebten Roller und tuckern die knapp 6 Kilometer ins Stadtzentrum von Biarritz. Das Seebad wurde bereits im 19. Jahrhundert bekannt. Da entdeckte der Hochadel das bis dahin recht beschauliche Fischerdorf. Wie schrieb das Magazin Geo mal so treffend:
In Biarritz vereinen sich pure Strandfreude mit französischer Lebensart. Der beliebte Badeort an der sonnenverwöhnten Atlantikküste wickelt jeden Besucher im Handumdrehen um den Finger.
Das kann ich nachvollziehen. Die langen Sandstrände, die Mischung aus verwegenen, braun gebrannten Surfern und chicen Stadt-Flanierern ist bezaubernd. Dazu noch jede Menge entzückende Boutiquen, Bikinis in allen Varianten und pulsierendes Leben in den Fischkneipen am alten Hafen. Auch das Wahrzeichen von Biarritz, das Rocher de la Vierge, hat Charme. Auf dem schroffen Fels, der über eine Brücke mit der Stadtpromenade verbunden ist, steht eine weiße Statue der Jungfrau Maria.
Ein weiteres Highlight ist die Kirche Sainte Eugenie mit schönen Bleiglasfenstern. Auf dem gleichnamigen Platz davor reiht sich ein Kaffeehaus an das andere. Bei einem gemütlichen Latte Macchiato schauen wir entspannt dem Treiben der Stadt zu. Die Fußgängerzone führt vorbei an schönen, alten Häusern in denen eine gelungene Mischung Läden, Chocolatiers und Restaurants untergebracht ist. Vor dem eleganten Casino tummelt sich Biarritz samt Gästen am breiten Stadtstrand. Nur eine Bucht weiter reiten die Surfer auf den Wellen.
Ich bin begeistert. Hier gefällt es mir. Klar, dass ich meinem Trolli-Kollegen ein paar Bilder schicke. Natürlich erkennt er seine Heimat sofort. Tja, Savoir vivre – oder so. Es wird schon langsam dunkel, als wir unseren Roller zum Camping Le Pavillon Royal zurücksteuern. Ein toller Tag und wieder soviel Neues, Schönes entdeckt: Die älteste Seefahrerkapelle am Atlantik und das Seebad Biarritz.