Entlang der Küste der Marken nach Ancona und zum Pilgerort Loreto
Von Sirolo aus verbringe ich meinen vierten Tag mit einem Ausflug entlang der Küste der Marken nach Ancona und zum Pilgerort Loreto. Vorbei an weißen Kreidefelsen und dem Strand von Portonovo.
Immer der Küste der Marken entlang bis zum Strand von Portonovo
Nach meiner anstrengenden, aber wunderschönen Küstenwanderung am Monte Conero und einer Nacht mit fröhlichem Froschgequake im Camping Tobacco Road breche ich zu einem Ausflug nach Ancona auf.
Ich schwinge mich auf meine Honda CRF und genieße die Morgensonne auf der kleinen Küstenstraße gen Norden. Knapp 20 Kilometer sind es bis Ancona. Ziemlich genau nach der Hälfte zweigt rechts ein kleines Sträßchen nach Portonovo ab. So früh am morgen ist es an diesem beliebten Badestrand noch recht ruhig. Ich stelle das Motorrad ab und schlendere ich Richtung Santa Maria di Portonovo. Diese schlichte, romanische Kirche aus weißem Conero-Kalkstein steht direkt am Meer. Leider ist sie nur einige Stunden am späten Nachmittag zur Besichtigung geöffnet. Aber auch der langgestreckte Sand- und Kiesstrand von Portonovo ist einen Besuch wert. Türkisfarbenes Wasser und viel Platz! Am nördlichen Ende wird die Bucht vom Küstenturm Torre Clementina bewacht.
Ancona – viel mehr als nur eine Hafenstadt
Nach Ancona wollte ich schon lange mal. Die meisten verbinden mit der 100.000 Einwohner Hauptstadt der Marken hauptsächlich den großen Hafen. Fährverbindungen nach Kroatien, Griechenland und die Ägäischen Inseln verlassen hier täglich die Mole. Aber bei meiner Stadterkundung entdecke ich noch viel mehr sehenswertes. Der mittelalterliche Stadtkern rund um den Domplatz ist relativ klein. Das liegt an den vielen Erdbeben, die Ancona über die Jahrhunderte erschüttert haben.
Ich parke mein Moto am Corso Amendola und schlendere vorbei am Piazza Cavour in die Stadt. Am Torso Mazzini begegnet mir die Fontana del Calamo. Aus 13 Maskenmündern sprudelt hier seit dem 16. Jahrhundert Trinkwasser. Nur ein Stück weiter treffe ich auf das Teatro delle Muse und rechter Hand auf den Piazza Plebiscito. Dieser hübsche, traditionelle Platz erwacht abends zum Gastor-Hotspot. Tagsüber dominieren der Palazzo Governo, in dem über die Geschicke der Region entschieden wird, die Chiesa San Domenico und das Stadtmuseum.
Die Wahrzeichen von Ancona – der Hafen und der Dom
An den Hafen angrenzend ist in der Via della Loggia neben einigen historischen Gebäuden auch die Handelsbörse untergebracht. Etwas weiter nördlich steht die Chiesa di Santa Maria auf frühchristlichen Fundamenten. Ein Fahrstuhl führt hinauf zum Piazza Stracca. Von dort aus schlendere ich in Richtung Piazza del Duomo. Vorbei am archäologischen Museum mit seinen goldenen Ritterstatuen auf dem Dach. Dann über den Piazza del Senato, den einige schlichte, alte Paläste einrahmen.
Kurz vorher lohnt ich ein Blick auf die Fundamente eines römischen Amphitheaters, die hier freigelegt wurden. Schon unterhalb des Doms genieße ich den herrlichen Blick über den Hafen. Es ist relativ wenig los. Wie überall in Italien in diesen merkwürdigen Corona-Zeiten. Die Cattedrale San Ciriaco thront erhaben über Hafen und Altstadt von Ancona. In der Krypta haben wichtige Stadtpatrone ihre ewige Ruhe gefunden.
Hinter dem Dom steige ich noch ein paar Meter hinauf. Hier kann man die Aussicht auf den Parco del Cadeto genießen. Der stadtnahe Küstenpark beherbergt den Leuchtturm von Ancona. Und die Reste eines Kapuzinerklosters mit jüdischem Friedhof.
Der pittoreske Pilgerort Loreto
Die letzten Kilometer meiner Stadtwanderung durch Ancona führen mich zu meinem Motorrad zurück. Ich entschließe mich, einen kleinen Umweg zu machen. Denn der Pilgerort Loreto reizt mich doch sehr. Und was gibt es Schöneres, als bei herrlichem Sonnenschein mit dem Motorrad über kleine Landstraßen zu schnurren.
Loreto liegt gute 30 Kilometer südlich von Ancona etwas im Landesinneren. Ich parke die kleine rote Honda auf einem Motoplatz direkt an der Stadtmauer. Vorbei am Rathaus von Loreto spaziere ich den Corso Boccalini entlang. In einer kleinen Gürtelmanufaktur ergattere ich ein Geburtstagsgeschenk für meine Freundin Sonja, die mich ja schon auf so vielen Touren begleitet hat. Schließlich öffnet sich vor mir die Piazza della Madonna.
Ein Platz wie im Bilderbuch
Wie im Bilderbuch strahlen die weiße Fassade der Basilika und die schlossgelben Arkadengänge des Palazzo Apostolico um die Wette. Blitzblauer Himmel inklusive. Was für ein Ensemble. Normalerweise tummeln sich hier tausende Pilger und Gläubige. Denn die Santa Casa im Innenraum soll aus Steinen der Felsgrotte gebaut sein, an der Marias Elternhaus angebaut war. Sie ist mit einem Marmorkasten verhüllt, den man nur einzeln betreten kann. Der Requienschrein ist wirklich riesig und dominiert die Kirche, die von drei Kreuzgewölben überspannt ist.
Die Gesamtarchitektur sieht man von der Rückseite deutlich besser. Und von hier hat man zudem einen herrlichen Blick bis zum Meer. Sogar die Bucht von Sirolo ist deutlich zu erkennen. In der Pinakothek des Palazzo Apostolico finden sich wertvolle Gemälde. Tatsächlich wurden sie alle von wohl bekannten Künstlern als Geschenk an die Santa Casa übergeben.
Was für ein kulturträchtiger Tag. Glücklich aber müde kehre ich von meinem Ausflug entlang der Küste der Marken nach Ancona und zum Pilgerort Loreto zurück. Eine Runde im netten Pool des Camping Tobacco Road und ein gemütliches Abendessen im Schein meiner kleinen, bunten Lampignons.