Ausflug nach Orvieto und ins einzigartige Civita di Bagnoregio
Ich bin Euch noch einen Tipp von meiner vorletzten Herbst-Tour mit dem Wohnmobil nach Umbrien schuldig. Denn ich starte vom Lago die Bolsena aus einen Ausflug nach Orvieto und ins einzigartige Civita di Bagnoregio. Dafür sollte man einen ganzen Tag einplanen, denn im authentischen Orvieto gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Und das hoch auf einem Tuffsteinfelsen gelegene Civita di Bagnoregio hat mich total fasziniert.
Der Dom von Orvieto und eine charmante Altstadt
Von Bolsena aus sind es circa 20 Kilometer bis nach Orvieto. Schon bei der Anreise präsentiert sich die Stadt majestätisch auf ihrem Felsplateau aus Tuffstein. Das erinnert mich an das zauberhafte Pitigliano in der Toskana. Übrigens liegen unter dem gesamten Ort Felslabyrinthe, Tuffsteingrotten und Zisternen. Einen Teil davon kann man auch besichtigen. Orvieto geht vermutlich bis auf die Etruskerzeit zurück. Die Römer und das Mittelalter haben den historischen Stadtkern geprägt. Da Orvieto auch den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat, ist ein Ausflug nach Orvieto wie eine kleine Zeitreise.
Rund 20.000 Einwohner leben hier. Und man spürt, dass man die Geschichte mit sehr viel Respekt und Liebe pflegt. Die Kopfsteingassen sind sauber, die Kirchen und Paläste gepflegt. Und davon gibt es eine ganze Menge. Fünf Kirchen, ein Kloster und allen voran der wunderschöne Dom. Man spricht von ihm als Meisterwerk der Gotik. Für mich hat er eine der schönsten Fassaden, die ich je gesehen habe. Zeitlos elegant, mit gotischen Formen, bunter Malerei und einer ausdrucksstarken Rosette. Er ist ohne Zweifel das dominante Gebäude der gesamten Innenstadt. Neben dem Piazza del Duomo ist auch der Piazza della Repubblica sehr hübsch. An dem liegt der Palazzo Comunale, das Rathaus von Orvieto.
Wer sich noch mehr Zeit nehmen will, der kann eine Etruskische Ausgrabungsstätte, das alte Stadttor Porta Maggiore und diverse Museen besichtigen. Übrigens gibt es in Orvieto auch einen Wohnmobil-Stellplatz (Area Sosta, Strada della Diretissima). Ich schlendere durch die recht ruhigen Gassen, lasse mich auf einen Latte Macchiato in einer der zahlreichen Bars nieder und genieße die authentische Atmosphäre dieser mittelalterlichen Stadt.
Civita di Bagnoregio – wie eine Spielzeugstadt hoch auf dem Hügel
Aber, ich habe heute ja noch ein zweites Ziel, das circa wieder 20 km entfernt ist. Eher zufällig habe ich von Civita di Bagnoregio gelesen. Und kann mir diese Beschreibungen irgendwie gar nicht so recht vorstellen. Dann stehe ich davor und bin fasziniert. Auch diese kleine Ansiedelung, die hoch auf einem Tuffsteinfelsen liegt, geht bis in die Etruskerzeit zurück. Die einzigartige Lage machte es zu einem idealen Verteidigungsort in kriegerischen Zeiten. Als 1695 ein Erdbeben dieses filigrane Gesamtkonstrukt erschütterte, wurde die kirchliche Zentrale ins „neue“ Bagnoregio in der Ebene verlegt. Irgendwann in den 1990er Jahren hat dann die Bodenerosion so an dem Felsen genagt und die mühsame Erreichbarkeit das Leben so erschwert, dass die meisten Anwohner den Ort verlassen hatten.
Aber dann wurde dieses Schmuckstück von finanzkräftigen Aussteigern und Künstlern entdeckt. Schritt für Schritt haben sie Civita di Bagnoregio wieder zum Leben erweckt. Heute erreicht man den malerischen Ort über eine 250 Meter lange Fußgängerbrücke. Der Besuch kostet € 5 und jede Menge Schweiß. Ich war schon verwundert, da mir einige, wie Maikäfer pumpende, Touristen entgegenkommen. Aber der Weg hinauf auf den Felsen ist wirklich ganz schön steil. Aber es lohnt sich. Denn wenn man durch das einzige Stadttor in die mittelalterlichen Mauern tritt, gelangt man in eine andere Welt. Die alten Häuser und Paläste sind wunderschön renoviert. Die blühenden Gärte rundherum bieten eine grandiose Aussicht über die Hügel Umbriens. Denn Civita di Bagnoregio liegt zwar in Latium, aber nur wenige Kilometer von Umbrien entfernt. Und auf den Plätzen vor der Kirche San Donato und rund um den Stadtbrummen laden zahlreiche Bistros zum Verweilen ein.
Ja, es ist touristisch (in der Hauptsaison sicher auch grenzwertig voll). Aber jetzt, im September, auf eine charmante Art. Und es hat diesem zeitgeschichtlich wertvollen Ort das Leben gerettet. Nicht umsonst wurde es „Sterbende Stadt“ genannt. Ich finde es einfach schön und mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Daher kann ich mich kaum losreißen und wieder zum Lido Camping Village nach Bolsena zurückkehren. So zauberhaft war dieser Ausflug nach Orvieto und ins einzigartige Civita di Bagnoregio.